Sprechtext eines Arbeiterdichters
Die Sprache ist für mich, als Arbeiter, etwas Vorgegebenes, Fertiges, steht in Büchern, zum Lesen. Selber schreiben kommt mir, in der Rolle des Arbeiters, nicht in den Sinn. Bleibt mir nur das Sprechen. Auch gegen oder über das geschriebene Wort. Das gesprochene Wort, eines Arbeiters, ohne Verstärker über Rundfunk und Fernsehanstalten, geht verloren, wird sofort vergessen, nicht wichtig genommen. Darum der Sprechtext: Mit Hilfe des geschrieben Wortes gegen das herrschende Wort, als „gegensprech Anlage“. Das einmal schon Gesprochene (im Gasthaus, „am Stammtisch“, auf die Frage: Siehst du dich als Opfer?) zum Nachlesen, Festhalten, noch einmal Gebrauchen, davon verwenden, was jeder gerade braucht.
Ein Versuch / mich / als Opfer der Produktion / zu verallgemeinern.
Verwunderlich, seltsam und viel / sprechen jene /die vom Sprechen leben müssen / fremd / so wie von einem anderen Stern / hört sich das für die Opfer der Produktion an / man spricht von Gewinn und Verlust / als wären Gewinn und Verlust Lebewesen / die man füttert mit Zahlen und Daten / ihr einziges Bedürfnis heißt / Kostenreduzierung.
Ich habe auch einmal / in meiner Jugend / am Fließband / arbeiten müssen / schrecklich / aber jetzt wird alles automatisiert / sagen sie / die angelernten, hoch gebildeten, wohlerzogenen Sprachexperten und Ideologen / für die Wirtschaft.
Das heißt übersetzt / morgen bist du weg / Kollege.
Das Wir / ist schon längst verloren gegangen / hat sich monopolisiert / personalisiert / und installiert in Institutionen und Vereinen / nennt sich Interessenvertreter / ist Einsager der Opfer / und gab sich den Namen / Sozialpartner / schon vor einiger Zeit.
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