40 Jahre Werkkreis Literatur der Arbeitswelt

Buchempfehlung vom Werkkreis Literatur der Arbeitswelt

Anlässlich „40 Jahre Werkkreis Literatur der Arbeitswelt“ gab der „Werkkreis“ die Anthologie „Arbeit ist nur das halbe Leben“1 2010 heraus. Zu diesem Thema und dem ganzen anderen, gewaltigen Rest des Lebens schreiben die AutorInnen des „Werkkreises“. Lebensnah und eindrücklich – wie die Texte aus vier Jahrzehnten in diesem Buch belegen.

Der Werkkreis existiert seit 1970 und wurde von Autoren wie Max von der Grün, Günter Wallraff und August Kühn ins Leben gerufen. Damals wie heute gilt für die AutorInnen des Werkkreises: Literatur ist nicht nur etwas für LiteratInnen. Das Werkkreis-Motto: „Ganz gleich, ob du am Fließband stehst oder am Bürotisch sitzt, ob du im öffentlichen Dienst oder in der Privatwirtschaft arbeitest, ob du den Haushalt führst, Kinder erziehst oder zwangsweise arbeitslos bist – Kollege(in) schreib das auf“ ist unveränder aktuell.

Im diesem Jubiläumsband sind ältere aber auch neue Texte zu finden, die in realistischer Art und Weise die Themen Arbeit und Liebe beschreiben. Eines geht aus diesen Texten ganz klar hervor, es ist so wie Heinrich Böll formulierte:

„Will die ‚Literatur‘ die Arbeitswelt entdecken oder die Welt der Arbeiter beschreiben, muss sie den erzwungenen Optimismus, den ja staatsmännische Politiker für sich vom Volk einfordern müssen, in der Literatur aufgeben. Denn solange es Lohnarbeit gibt, kann Arbeit nicht positiv erlebt und daher auch nicht positiv beschrieben werden.“2

Ein Textausschnitt aus der Erzählung „Stramms letzte Liebe“, die in der Anthologie „Arbeit ist nur das halbe Leben“ nachzulesen ist:

„… Am ersten Tag sah er noch alles wie von außen. Das Werk war in seinen Augen eine riesige Maschine. Menschen und Dinge waren aufeinander genauestens abgestimmt. Nach der Berufsschulzeit war Stramm erfolgreich automatisiert. Er sah sich nur mehr als ein Teil der Fabrik. Merksätze wie: ‚Zahnräder, die ineinandergreifen sollen, müssen den gleichen Modul und den gleichen Eingriffswinkel haben‘, die müssen ins Blut übergehen, hat man ihn gelehrt. Jetzt, zwanzig Jahre später, weiß er nicht mehr wo er ist. Er kommt sich irgendwie rausgeworfen vor. Vielleicht von sich selber? …“ (S. 140)

Werner Lang, 35 Jahre als Arbeiter tätig, versucht in der Erzählung „Stramms letzte Liebe“ die Lebensbedingungen von ArbeiterInnen so umfangreich und realistisch wie möglich durch die Sprache widerzuspiegeln.

Heinrich Böll
Max von der Grün
Günter Wallraff
August Kühn

1 Arbeit ist nur das halbe Leben: 40 Jahre Werkkreis Literatur der Arbeitswelt. Geschichten aus der Arbeitswelt. Hrsg.: Werkkreis Literatur der Arbeitswelt: Anders, Gabi / Dosch, Markus / Michel, Sophie / Stüwe, Rüdiger / Rümmler, Artur. Edition Einhorn, München, 2010. ISBN 978-3-939004-16-5, EUR 9,80 (D).

2 Böll, Heinrich: Vorwort in: Alexander Solschenizyn, Krebsstation. Bertelsmann, o. J., S. 5-8.

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