Grandpa meets Dr. K.
88 Jahre nach seinem Ableben von seiner Enkeltochter geschrieben.
© Margarete Steger
Am Jeschken bei Reichenberg
Der Berg hatte einen Wolkenkragen angelegt. Zwei Maenner gingen den Weg zum Gipfel, in Richtung Jeschkenbaude. Feuchter Schotter knirschte und quietschte. Der moosige Duft floss in Nase und Mund. Die Nadelbaeume dufteten wie sie nur im Oktober duften, wenn alle Oberflaechen feucht und nass sind. Zwei geroetete Nasen tropften. Herrentaschentuecher fingen Herrennasentropfen. Ließ der eine Herr seine Nasentrompete geraeuschvoll ertoenen, so versuchte der andere dezent und leise die herbstlich rot gefaerbte Gesichtsoeffnung einzusetzen.
Es fielen nur wenige Worte.
„Bleiben Sie doch besser knapp hinter mir, Herr Doktor!“ Weil es in Reichenberg geschah, wurde geogt. Max sagte zu Dr. K.: „Bleiben Sie og besser knapp hinter mir, Herr Doktor.“ Aus dem doch wurde das og.
Der Angesprochene schmunzelte insgeheim ueber die Sprache der Grenzbewohner hier im Norden Boehmens.
„Herr Oberbuchhalter, Sie kennen den Berg doch genau?“
Max wehrte sich gegen die Anrede, die auf seinen Beruf hin deutete. „Verehrter Herr Doktor! Darf ich Sie bitten, mich bei meinem Namen zu rufen. Mein Name ist …“, er blieb stehen und drehte sich um.
Dr. K. hatte nicht alles verstanden. Die dumpfe Herbstluft hatte die Haelfte verschluckt.
„Gut, ich werde Sie nicht mehr Herr Oberbuchhalter nennen, obwohl Sie einer sind, oder etwa nicht? Nun sagen Sie mir Ihren Namen. Wenn ich bitten darf, Ihren richtigen. Bitte sagen Sie nicht ‚Man nennt mich’. Wie man Sie nennt, das habe ich ja schon gehoert.“
Max schluckte und sagte: „Gehen wir doch weiter. Ich werde neben Ihnen gehen. Der Weg ist hier breit genug. Sie koennen mich so auch besser verstehen.“