Mann der Arbeit aufgewacht

Vor – Lesung: Mann der Arbeit aufgewacht Anmerkungen über die Anfänge der Arbeiterliteratur mit Hilfe des Buches von Klaus –Michael Bogdal „Zwischen Alltag und Utopie“, Arbeiterliteratur als Diskurs des 19. Jahrhunderts und darüber hinaus. Zur Findung eines Selbstbildes der Arbeiterklasse gibt der Bergarbeiterdichter Heinrich Kämpchen eine erste Antwort: „Wir sind keine rohe, verwilderte Schar, wir … Weiterlesen

Arbeitswelt

Aus Reinhold Sturms Rede bei der Buchpräsentation: „Arbeitswelten in Bild und Wort“ von Werner Lang.

In seinem Buch „Arbeitswelten in Bild und Wort“, leiht, gibt, gestaltet Werner Lang einer sehr ungewöhnliche Dimension unseres Lebens sein Wort, dieser wollen wir mithilfe seines Buches auf der Spur bleiben.
Um es für diese verkürzte Fassung vorwegzunehmen: Er beschäftigt sich mit einem Thema, das im Kunstsystem nicht vorkommt: Das sind die Leiden der Arbeitswelt.

Werner Lang schreibt von den Leiden der Arbeitswelt.

Werner Lang Arbeitswelten
Werner Lang Arbeitswelten

Er ist jahrzehntelang Arbeiter gewesen. Er machte Schichtarbeit, bekam Schmutz-Erschwernis-Gefahrenzulage, bis er, nach seinem Arbeitsunfall, in die Frühpension gehen musste. Er hat immer schon diese Welt, in der er lebte und die er auch leidvoll erlebte, unterschiedlich beschrieben. Man kann sie als Artikel in Betriebszeitungen, und auch als Literatur, wie sie im engeren Sinne verstanden wird, in Zeitschriften und Büchern nachlesen. Die eine Dimension in seiner Literatur ist die schwere Arbeit.
Die Arbeit in den Betrieben, in denen auch Werner Lang gearbeitet hat, (Akkordsysteme usw.) hat ein Tempo, das körperlich erschöpft. (Erschwerniszulage). Ungeachtet von diesen körperlichen Anstrengungen gibt es Gefahren am Arbeitsplatz, die nicht im alltäglichen Leben vorkommen, aber jeder, der in diesem Gefahrenbereich in den Betrieben arbeitet, ist diesem auch gleichzeitig ausgesetzt. (Gefahrenzulage). Durch die Schichtarbeit lässt die Konzentration nach und man wird schlampert. Früher hat man auch noch, um sich die Arbeit scheinbar zu erleichtern, dabei gesoffen usw.
Das ist heute nicht mehr so. Die Arbeitswelt hat sich massiv verändert. Diese Veränderungen erlebte Werner Lang in seiner Zeit als Arbeiter hautnah.

Es gibt ja auch ein massives körperliches Leid, das nicht artikulationsfähig ist. Man liest es nicht in der Zeitung. Man sieht keinen Film darüber. Es kommt auch nicht in der Literatur vor. Auch in der heutigen, rar gewordenen, Arbeiterliteratur kommt in wesentlichen, wenn man z. B. die Zeitschrift „Literatur der Arbeitswelt“ durchliest, das Arbeitsleid als Leid nicht vor. Sie schreiben alle über die Arbeit, aber sie schreiben eigentlich nicht über das Leid, weil das so unangenehm ist.

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Opfer der Produktion

Sprechtext eines Arbeiterdichters

Die Sprache ist für mich, als Arbeiter, etwas Vorgegebenes, Fertiges, steht in Büchern, zum Lesen. Selber schreiben kommt mir, in der Rolle des Arbeiters, nicht in den Sinn. Bleibt mir nur das Sprechen. Auch gegen oder über das geschriebene Wort. Das gesprochene Wort, eines Arbeiters, ohne Verstärker über Rundfunk und Fernsehanstalten, geht verloren, wird sofort vergessen, nicht wichtig genommen. Darum der Sprechtext: Mit Hilfe des geschrieben Wortes gegen das herrschende Wort, als „gegensprech Anlage“. Das einmal schon Gesprochene (im Gasthaus, „am Stammtisch“, auf die Frage: Siehst du dich als Opfer?) zum Nachlesen, Festhalten, noch einmal Gebrauchen, davon verwenden, was jeder gerade braucht.

Ein Versuch / mich / als Opfer der Produktion / zu verallgemeinern.

Verwunderlich, seltsam und viel / sprechen jene /die vom Sprechen leben müssen / fremd / so wie von einem anderen Stern / hört sich das für die Opfer der Produktion an / man spricht von Gewinn und Verlust / als wären Gewinn und Verlust Lebewesen / die man füttert mit Zahlen und Daten / ihr einziges Bedürfnis heißt / Kostenreduzierung.

Ich habe auch einmal / in meiner Jugend / am Fließband / arbeiten müssen / schrecklich / aber jetzt wird alles automatisiert / sagen sie / die angelernten, hoch gebildeten, wohlerzogenen Sprachexperten und Ideologen / für die Wirtschaft.

Das heißt übersetzt / morgen bist du weg / Kollege.

Das Wir / ist schon längst verloren gegangen / hat sich monopolisiert / personalisiert / und installiert in Institutionen und Vereinen / nennt sich Interessenvertreter / ist Einsager der Opfer / und gab sich den Namen / Sozialpartner / schon vor einiger Zeit.

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Unbekannte ArbeiterInnenliteratur

Erich Zwirner, 22.09.1928 – 17.04.2003 Erich Zwirner wurde in Mürzzuschlag geboren. Lebte in der eigens für das Stahlwerk “Schoeller – Bleckmann“ angelegten Arbeitersiedlung Hönigsberg. Arbeitete in diesem Stahlwerk in verschiedensten Bereichen, als Walzer, Oberbau- und Platzarbeiter, Kesselwärter und zum Schluss, bis zu seiner Pensionierung, als Umspannwärter. Beschrieb diese Bereiche und seine Arbeit in zahlreichen Prosatexten … Weiterlesen

Robert Tressell – ein Arbeiterdichter

Die Menschenfreunde in zerlumpten Hosen Von Werner Lang „Die Menschenfreunde in zerlumpten Hosen“ ist ArbeiterInnenliteratur par excellence: Also Literatur von ArbeiterInnen, in der sie sich mit ihren eigenen Lebensbedingungen auseinandersetzen. Als uneheliches Kind 1870 in Dublin geboren, verläßt „Robert Tressell“ schon mit 16 Jahren seine Familie und damit die bürgerliche Welt, in die er hineingeboren … Weiterlesen

„Die Rückeroberung der Stammtische“

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Die Rückeroberung der Stammtische“: Herbert Exenberger: Arbeiterliteratur in Österreich Donnerstag, 21. 6. 2007, 19 Uhr, Vivariumstraße 13, 1020 Wien Herbert Exenberger ist das, was man ein „wandelndes Lexikon“ nennt. Als gelernter Elektromechaniker arbeitete er in seiner Jugend bei den Wiener Elektrizitätswerken. Über den 2. Bildungsweg wurde er Büchereileiter und ab 1970 … Weiterlesen