Geschichte des 1. Mai

Vom Haymarket zum 1. Mai

Abbildung der sieben zum Tode verurteilten Personen, 1887. von Frank Leslie's Illustrated Newspaper [Public domain], via Wikimedia CommonsChicago, 4. Mai 1886. Ein Unbekannter wirft am Haymarket eine Bombe. 18 Menschen sterben, darunter sieben Polizisten.

Die „Schuldigen“ werden rasch ermittelt, sind doch einige der Organisatoren der Demonstration Anarchisten: Acht Männer werden vor Gericht gestellt. Die Anklage behauptet, der Attentäter hätte auf der Grundlage ihrer Ideen gehandelt. Vier von ihnen, Albert Parsons, August Spies, George Engel und Adolph Fischer werden gehängt. Einer, Louis Lingg begeht in seiner Zelle Selbstmord. Ein weiterer, Oscar Neebe wird zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Todesurteile gegen Michael Schwab und Samuel Fielden werden in lebenslange Haft umgewandelt.

Die Urteile führen rund um den Globus zu Protesten. Diese werden unter anderem von George Bernard Shaw und William Morris unterstützt. 1893 kommen die drei Überlebenden durch einen Gnadenerlass des Gouverneurs von Illinois frei.

Unter anderem gehen dem Geschehen am 4. Mai 1886 folgende zwei Ereignisse voraus:
Ein Aufruf der Federation of Organized Trades and Labor Unions zum landesweiten Generalstreik am 1. Mai. Der Tag ist ein sogenannter „Moving Day“. Ein traditioneller Stichtag, um den Arbeitsplatz zu wechseln bzw. für die Änderung von Arbeitsverträgen. Der Acht-Stunden-Tag soll in die neuen Verträge aufgenommen werden. Dafür treten rund 400.000 Beschäftigte aus 11.000 Betrieben der USA in den Streik. Letztlich kann die Streikbewegung ihr Ziel nur für 20.000 ArbeiterInnen durchsetzen.

Am 3. Mai werden in Chicago zwei Demonstranten von der Polizei getötet. Bei den am Tag darauf stattfindenden Protesten kommt es zu dem Bombenanschlag – er geht in die Geschichte als „Haymarket Affair“ ein.

Die Zweite Internationale und der 1. Mai

Paris, 14. Juli 1889: Der Gründungskongress der „Zweiten Internationale“ findet am 100. Jahrestag der Französischen Revolution statt. An dem von Friedrich Engels angeregten Kongress nehmen etwa 400 Delegierte aus 20 Staaten teil.
Zum Gedenken an die Opfer der Haymarket Affair ruft der Kongress den 1. Mai 1890 zum „Kampftag der Arbeiterbewegung“ aus. Seine zentrale Forderung ist die Verkürzung der Arbeitszeit auf acht Stunden.

1891 beschließt der Kongress der „Zweiten Internationale“ in Brüssel, den 1. Mai in Zukunft jedes Jahr zu feiern und als Tribüne für die Durchsetzung der Forderungen der ArbeiterInnenbewegung zu nutzen.
Die Nordamerikanische Gewerkschaftsbewegung will sich auch terminlich von den Ereignissen am Haymarket distanzieren und veranstaltet ab 1894 jeweils am ersten Montag im September den „Labor Day“.

Der 1. Mai in Wien

Wien, 1. Mai 1890. Die „Neue Freie Presse“ zittert gemeinsam mit Wiens Bourgeoisie: „Die Soldaten stehen in Bereitschaft, die Tore der Häuser werden geschlossen, in den Wohnungen wird Proviant vorbereitet wie vor einer Belagerung, die Geschäfte sind verödet. Frauen und Kinder wagen sich nicht mehr auf die Gasse …“

Die „ProletInnen“ gehen auf die Straße. Am Vormittag gibt es in Wien zirka sechzig Versammlungen. Gefordert wird der Acht-Stunden-Arbeitstag. Am Nachmittag ziehen zirka 100.000 ArbeiterInnen in den Prater. Es ist die bisher größte Kundgebung in Wien. Kaiserhof, Adel und Großbürgertum lassen ihre traditionelle „Praterausfahrt“ am 1. Mai ausfallen.

Nur die Demonstration in London übertrifft mit 300.000 TeilnehmerInnen den Maiaufmarsch im Prater. Friedrich Engels schreibt rückblickend:
„Feind und Freund sind einig darüber, daß auf dem ganzen Festland Österreich, und in Österreich Wien, den Festtag des Proletariats am glänzendsten und würdigsten begangen und die österreichische, voran die Wiener Arbeiterschaft sich damit eine ganz andere Stellung in der Bewegung erobert hat.“ Der 4. Mai in London, Marx/Engels-Werke, Bd. 22, Arbeiterzeitung vom 23. Mai 1890.

Weiterlesen

Deutschsprachige Geschichtsblogs

Klaus Graf (Archivar und Historiker) und Mareike König (Bibliothekarin und Historikerin) haben die Blogosphäre im Bereich der deutschsprachigen Geschichtswissenschaft durchforstet. Sie nehmen in ihrem Beitrag „Entwicklungsfähige Blogosphäre – ein Blick auf deutschsprachige Geschichtsblogs“ die derzeit noch kleine und überschaubare Präsenz von HistorikerInnen in diesem Bereich unter die Lupe. Unter anderem wird in dem Beitrag auf … Weiterlesen

ZEITGESCHICHTE

Deutschland / Sowjetunion Die 100(0) Dokumente sind ein Angebot der Bayerischen Staatsbibliothek. Auf der Site werden sowohl Schlüsseldokumente zur deutschen Geschichte als auch zur russischen und sowjetischen Geschichte (1917-1991) im 20. Jahrhundert vorgestellt. Das Projekt versucht anhand von ausgewählten Textdokumenten sowie mit Bildern, Audio- und Videodokumenten einen Einblick in die Geschichte beider Länder zu geben. … Weiterlesen

recensio.net

Mit recensio.net entsteht eine europaweit ausgerichtete, mehrsprachige Plattform für Rezensionen geschichtswissenschaftlicher Literatur. recensio.net ist ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes Gemeinschaftsprojekt der Bayerischen Staatsbibliothek (BSB) München, des Deutschen Historischen Instituts Paris (DHIP) und des Instituts für Europäische Geschichte (IEG) Mainz. recensio.net ist dem Open-Access-Gedanken verpflichtet. Alle Inhalte sind dauerhaft kostenfrei zugänglich. Im Fokus der auf … Weiterlesen

Österreichischer Nationalfeiertag

Monarchie Der „Nationalfeiertag“ wurde in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie am 18. August, dem Geburtstag des Kaisers Franz Joseph I. (18. August 1830 – 21. November 1916) gefeiert. 1. Republik In der 1. Republik wurde der 12. November (Tag der Ausrufung der Republik) und der 1. Mai am 25. April 1919 (StGBl. 264/1919) zu „Ruhe- und Festtagen“ … Weiterlesen

Bundesarchiv – Wikipedia

Bilderspende Mit einer großen Bilderspende hat das Bundesarchiv heute in Berlin eine offizielle Kooperation der freien Online-Enzyklopädie Wikipedia begonnen. Über 89.000 Bilder aus der deutschen Geschichte werden in den nächsten Tagen in dem freien Bilderarchiv Wikimedia Commons verfügbar sein. Via heise.de vom 04. 12. 2008 Interview: Kooperation von Bundesarchiv und Wikimedia – netzpolitik.org