Der „Werkkreis Literatur der Arbeitswelt“ gibt zur Erinnerung an den zehnten Todestag des Arbeiters und Schriftstellers Erich Zwirner eine Broschüre heraus.
Erich Zwirner wurde 1928 in Mürzzuschlag geboren und hat sein gesamtes Arbeitsleben in der Stahlindustrie verbracht. Er beschrieb diese Arbeitswelt in zahlreichen Prosatexten mit größtenteils autobiografischen Zügen. Er starb am 17. April 2003.
Wir hatten das Glück, in Mürzzuschlag-Hönigsberg einen Arbeiter zu haben, der schreibend und ohne „höhere Bildung“ seine Interessen formulieren konnte, denn das hat seine Arbeit mit sich gebracht- darum war er auch so unverfälscht realistisch. Das sollten wir schätzen und nutzen, in dem wir wieder auf seine Literaur zurückgreifen und aus seinen erlebten Geschichten lernen. Denn diese Arbeitswelt gibt es immer noch.
In einem Brief an Helmut Brenner aus dem Jahre 1990 schreibt er über seine Kriegsjahre: „Wenn ich heute in mein Arbeitsbuch schaue, kann ich nur den Kopf schütteln, wie schnell alles durchgepeitscht wurde, um ja früh genug als Soldat zur Verfügung zu stehen. Am 14. August 1942 hatte ich schon mein Arbeitsbuch, obwohl ich erst am 22. September 14 Jahre alt wurde. Meine Lehrzeit als Schlosser dauerte 2 Jahre und 2 Monate und schon konnte ich die Freisprechung antreten (Lehrbrief vom 7. Dezember 1944). Nach der Kapitulation 1948 in jugoslawischer Gefangenschaft. Ich war genau 18 Jahre und 5 Monate alt, als ich nach drei Jahren heimkam.“
Gleich danach nimmt er seine Arbeit bei den Schoeller-Bleckmann-Edelstahlwerken als Walzer auf. Er wird danach fast alle Bereiche des Werkes als Oberbau- und Platzarbeiter, Kessel- und später bis zur Pensionierung als Umspannwärter kennenlernen. 1978 erhält er den Literaturpreis der Arbeiterkammer Steiermark. Erich Zwirner nimmt auch, als Mitglied der steirischen Werkstatt „Literatur der Arbeitswelt“, an zahlreichen Lesungen teil. 1983 erhielt er den Peter-Rosegger-Preis der Stadt Mürzzuschlag, 1986 den 2. Preis beim Paula-Grogger-Erzählwettbewerb und 1991 den Theodor-Körner-Preis für Wissenschaft und Kunst verliehen.
So sollte uns Erich Zwirner in Erinnerung bleiben: als ein ewig suchender und lernender Arbeiter, der durch sein Schreiben nicht nur sein Leben, sondern auch die Zeit seines Daseins in der Arbeitswelt in seinen Schriften seiner Generation wie auch der nächsten vermitteln wollte.
Text: Werner Lang
Werner Lang Hg., Erich Zwirner Schreib! Arbeiter! Edition Tarantel, 61 Seiten, 10.- €. Bestellung: Werkkreis Literatur der Arbeitswelt – Werkstatt Wien