Teil2: Bonn gedenkt der Bücherverbrennung von 1933
Ein Mahnmal
Dem Engagement Wolfgang Deulings und einiger MitstreiterInnen ist es zu danken, dass am 10. Mai 2013 der Öffentlichkeit ein Mahnmal zum Gedenken an die Bücherverbrennung 1933 am Bonner Marktplatz übergeben wird.
Teile der Bonner Politik und die Kulturverwaltung hätten das Gedenken an die Bücherverbrennung gerne hinter den „verschlossenen Türen“ des Rathauses stattfinden lassen. Eine solche elitäre Feier wäre nicht zuletzt ein Affront gegen das auf gesellschaftliches Erinnern orientierte Projekt gewesen.
Durch eine rege öffentliche Diskussion konnte dies verhindert werden. Das nun öffentlich zugängliche Programm bildet einen angemessenen Rahmen für die Einweihung des Mahn- bzw. Erinnerungsmal.
Dieses besteht aus 60 bronzenen Buchrücken, die in die Pflasterung des Bonner Marktplatzes eingelassen sind. Auf jedem von ihnen ist Titel und Autor eines verbrannten Buches zu lesen. Die zunächst vereinzelt und wie zufällig verlegten „Lesezeichen“ verdichten sich, je näher sie dem Ort der Bücherverbrennung vor dem Alten Rathaus kommen, immer mehr. Dort befindet sich eine, ebenfalls ins Pflaster eingelassene Büchertruhe, ein wetterfester Archiv Behälter. Dieser bleibt das ganze Jahr verschlossen. Erst an jedem 10. Mai wird er geöffnet, die darin befindlichen Bücher werden entnommen und es wird aus ihnen vorgelesen. Danach werden Sie an Menschen aus Bonn verschenkt. Abschließend wird die Büchertruhe mit den Werken anderen AutorInnen befüllt und wieder bis zum kommenden 10. Mai verschlossen.
Der Entwurf für das Gedenkmal stammt von den Künstlern Andreas Knitz und Horst Hoheisel. Es wurde mit Spenden finanziert. 50.000 Euro hat die Landeszentrale für politische Bildung gestiftet. Weitere 15.000 Euro sind durch Einzelspenden von Bonner BürgerInnen zusammengekommen.
Weiterführende Links
Siehe auch Bücherverbrennung Bonn 1933 – 2013. Teil 1: Der Höhepunkt der Aktion „Wider den undeutschen Geist“
Ein Bericht des WDR über die Bücherverbrennung 1933. In dem 6 Minuten langen Beitrag finden Sie Originalaufnahmen der Bücherverbrennung 1933 und ein Interview mit Wolfgang H. Deuling, dem Initiator des Mahnmals zum 80. Jahrestag der Bücherverbrennung in Bonn.
Broschüre zum 80. Jahrestag der Bücherverbrennung in Bonn
Die Lesezeichen am Bonner Marktplatz
Ab 22. April werden die Künstler Horst Hoheisel und Andreas Knitz die 60 Lesezeichen verlegen und die Bücherkiste in den Bonner Marktplatz einlassen. Sie sind folgenden AutorInnen bzw. Büchern gewidmet:
Karl Marx: Das Kapital (1867)
André Gide: Kongo und Tschad (1932) (Le Retour du Tchad, 1928)
Emil Julius Gumbel: Vier Jahre politischer Mord (1922)
Heinrich Mann: Der Untertan (1918)
Theodor Wolff: Vollendete Tatsachen (1918)
Erich Maria Remarque: Im Westen nichts Neues (1929)
Egon Erwin Kisch: Paradies Amerika (1930)
Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz (1929)
Gina Kaus: Morgen um Neun (1932)
August Bebel: Die Frau und der Sozialismus (1878)
Friedrich Wilhelm Foerster: Lebensführung (1922)
Emil Ludwig: Genie und Charakter (1924)
Max Brod: Rëubeni, Fürst der Juden (1925)
Lion Feuchtwanger: Erfolg (1931)
Jaroslav Hašek: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk (1926)
Ernest Hemingway: In einem andern Land (1930)
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder! (1889)
Moses Hess: Rom und Jerusalem (1862)
Rosa Luxemburg: Die Akkumulation des Kapitals (1913)
Jack London: Die eiserne Ferse (1922) (The Iron Heel, 1908)
Carl von Ossietzky: Rechenschaft (1932)
Franz Jung: Die Eroberung der Maschine (1923)
Hermynia zur Mühlen: Ende und Anfang (1929)
Irmgard Keun: Das Kunstseidene Mädchen (1932)
Salomo Friedlaender: Kant für Kinder (1924)
Theodor Heuss: Hitlers Weg (1932)
Franz Kafka: In der Strafkolonie (1914)
Anna Seghers: Auf dem Wege zur amerikanischen Botschaft (1930)
Walther Rathenau: Zur Kritik der Zeit (1912)
Erich Kästner: Pünktchen und Anton (1931)
Bruno Traven: Die weiße Rose (1929)
Joachim Ringelnatz: Kuttel Daddeldu (1923)
Werner Hegemann: Das steinerne Berlin (1930)
Albert Ehrenstein: Briefe an Gott (1922)
Klaus Mann: Der fromme Tanz (1926)
Stefan Zweig: Sternstunden der Menschheit (1927)
Joseph Roth: Das Spinnennetz (1923)
Kurt Pinthus: Menschheitsdämmerung (1920)
Arthur Schnitzler: Reigen (1903)
Franz Werfel: Der Abituriententag (1928)
Julius Schäffer: Die Zerstörung des Volksgedankens durch den Rassenwahn (1929)
Ernst Glaeser: Jahrgang 1902 (1928)
Ernst Toller: Hoppla wir leben! (1927)
Maria Leitner: Hotel Amerika (1930)
Sigmund Freud: Das Unbehagen in der Kultur (1930)
Alfred Kerr: Die Harfe (1917)
Oskar Maria Graf: Wunderbare Menschen (1927)
Arthur Holitscher: Der Narrenbaedeker (1925)
Walter Mehring: Paris in Brand (1927)
Leo Hirsch: Die Dackellieder (1930)
Jakob Wassermann: Mein Weg als Deutscher und Jude (1921)
Helene Stöcker: Geschlechtspsychologie und Krieg ((1925)
Armin T. Wegner: Brief an Hitler (April 1933)
Bertolt Brechts Hauspostille (1927)
Kurt Tucholsky: Sprache ist eine Waffe (1930)
Georg Bernhard: Wie finanzieren wir den Krieg? (1918)
Helen Keller: Wie ich Sozialistin wurde (1912)
Else Lasker-Schüler: Arthur Aronymus (1932)
Erich Mühsam: Judas (1921)
Alexander Moritz Frey: Die Pflasterkästen (1929)
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