Colin Cotterill: Dr. Siri sieht Gespenster

Durch die Hitze mit dreiundreißig Zähnen

Dr. Siri Paiboun, einziger Leichenbeschauer von Laos, ist auch in seinem zweiten Fall kein wohlverdienter Ruhestand gegönnt. Und auch dieses Mal ist der gewitzte Held mit allerlei Seltsamen konfrontiert.

Dem alten Fuchs Dr. Siri Paiboun, einziger Leichenbeschauer von Laos, ist auch in seinem zweiten Fall nicht der wohlverdiente Ruhestand gegönnt. Und auch dieses Mal ist er in seinr Arbeit als Pathologe mit allerlei Seltsamen konfrontiert.

Laos leidet unter brütender Hitze. Eine Bestie treibt ihr Unwesen in den Straßen von Vientiane und zerfleischt unter anderem eine Frau auf dem Plumpsklo. Zwei tote Radfahrer landen auf Dr. Siris Seziertisch. Holzpuppen in einer Truhe treiben ihr Unwesen. Dtui, Krankenschwester und Siris Assistentin, verschwindet plötzlich spurlos. Ein Mann reißt sich den Kopf ab. Dies ist nur eine kleine Auswahl an Eigenartigkeiten, die Dr. Siri Gespenster sehen läßt. Daß er dazwischen auch tot ist, tut seiner Tatkraft keinen Abbruch.

In der wieder sehr gelungen Übersetzung aus dem Englischen von Thomas Mohr führt der Autor Colin Cotterill durch das Laos der 1970-Jahre, und dies in einer sehr unterhaltsamen Mischung aus Spannung und Witz. Die Leserinnen und Leser treten in Kapitel wie „Ende einer Durchfallkranken“, „Der Krötenimitator“ oder „Der Mond ist ausgegangen“ eine Reise in das auch heute noch kaum bekannte Land an.

Colin Cotterill, der am 16. Juli dieses Jahres von der Criminal Writers‘ Association (CWA) mit dem Dagger in the Library (Auszeichnung für Kriminalliteratur in Großbritannien – Autor des Jahres in den Ausleihbibliotheken) ausgezeichnet wurde, gelingt wie schon im ersten in seinem ersten Krimi „Dr. Siri und seine Toten“ der Spagat zwischen Glaubwürdigkeit und teilweise völlig absurdem Geschehen. Sei es Dr. Siris Fähigkeit, mit den Geistern von Verstorbenen zu kommunizieren ist er doch kein geringerer als die Wiedergeburt des großen Yeh Ming (der englische Originaltitel „Thirty Three Teeth“ bezieht sich auf den Umstand, „dass man sozusagen als Brücke zur Geisterwelt geboren wurde“). Seien es traditionelle Zauberer und „Genossen Schamanen“, die sich auf Geheiß des Kulturministeriums im Rathaus einfinden müssen, damit diese den Königsgeistern ein Ultimatum stellen (zum Schreien komisch das Kapitel „Der Exorzismus-Conga“) – die seltsamen Puzzleteile fügen sich immer zu einem kohärenten Ganzen.

Das Ende sei hier natürlich nicht verraten, nur soviel, daß alles in allem gar nicht so schlecht ausgeht. Einziger Wermutstropfen: „Dr. Siri sieht Gespenster“ ist vorerst der letzte ins Deutsche übersetzte Band. Jedoch sind weitere Titel bei Manhattan in Vorbereitung (da wären noch „Disco fort the Departed“ und „Anarchy and Old Dogs“), denn, um es mit Loriots Worten in etwas abgewandelter Form zu sagen: Man kann ohne Dr. Siri leben, aber es lohnt sich nicht.

Petra Öllinger

Buchcover - Dr. Siri sieht Gespenster
Buchcover - Dr. Siri sieht Gespenster

Colin Cotterill – Dr. Siri sieht Gespenster. Originaltitel: Thirty Three Teethes. Aus dem Englischen von Thomas Mohr

Manhattan bei Goldmann, Randomhouse, München, 2009. 320 Seiten, € 18,50 (Ö).

Bereich: Kriminalroman

Über Colin Cotterill:

The Dagger Award

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