Es lässt sich gut werben und verdienen mit dem Konterfei der Äbtissin Hildegard von Bingen. Da verkaufen sich Energiesuppen, Dinkelkissen, Bücher & Co. fast von selbst.
Dem umfassenden Heilwissen und dem komplexen Kontext, in den dieses Wissen gebettet war, werden aber nicht alle Verkaufsschlager gerecht. Mehr als gerecht wird allerdings das 634-seitige, im Otto Müller Verlag erschienene „Buch von den Pflanzen“, das in Hildegard von Bingens „Liber simplicis medicinae“ den heilpflanzenkundlichen Teil darstellt. In diesem Buch finden die LeserInnen Übersetzung und Erläuterungen der Schriften der Äbtissin, die durch seinen fundierten historischen, botanischen, medizinischen Abriss der „Hildegardpflanzen“ (u. a. Gräser, Getreide, Gemüse, heimische und exotische Heilpflanzen und Gewürze, aber auch Salz oder Butter ) besticht.
Weiters machen der Originaltext, Tabellen über die Besonderheiten der Schreibweisen von Pflanzen und Nahrungsmitteln, ein umfangreiches Literaturverzeichnis und als „Zuckerl“ Abbildungen aus dem „Wiener Dioskurides Codes medicus greacus I“ dieses Werk zu einem „must have“ für jene, die zumindest über ein Basiswissen im Bereich Pflanzenheilkunde und antiker/mittelalterlicher Medizin verfügen.
Hildegard von Bingen – Das Buch von den Pflanzen. Nach den Quellen übertragen und übersetzt von Peter Riethe. Otto Müller Verlag Salzburg, 2007. 634 Seiten, € 42.-
Petra Öllinger
Erschienen in an.schläge – das feministische Magazin, Dezember 2007/Jänner 2008