Jan Ulrich Hasecke – „Ich bin doch auch ein Hitlerjude!“

Gefahrvoller Humor – Flüsterwitze im Nationalsozialismus

Eine Ziege, eine Kuh und ein Esel stehn in Österreich in der Nähe der deutschen Grenze. Die Ziege geht nach Deutschland, kommt aber sofort zurück und sagt: »In Deutschland darf man noch nicht einmal meckern.« Die Kuh geht auch, kommt sofort zurück: »In Deutschland wird man zuviel gemolken.« Der Esel geht auch nach Deutschland und kommt nicht zurück. (In Deutschland wird jeder Esel Amtswalter).

In einem dunkelblauen Schreibheft hielt die Tante von Jan Ulrich Hasecke kurz nach 1945 unter dem Titel „Humor während und nach der Regierungszeit Hitlers“ zahlreiche Witze und Anekdoten fest, die während des Nationalsozialismus und kurz danach entstanden sind.
Die Sammlung enthält neben regimekritischen Flüsterwitzen sowohl Witze über Deutschlands Kriegsgegner als auch über Mussolini bzw. das verbündete Italien und einige wenige antisemitische Witze. Die Witze werden, wenn erforderlich vom Herausgeber durch klärende Erläuterungen ergänzt.

Folgende Anekdote gab dem Buch seinen Titel: Die Kinder wollen mit dem Judenjungen Herz in Ohligs nicht mehr spielen. Der Kleine sagt: „Ach, spielt doch wieder mit mir, ich bin doch auch ein Hitlerjude.“

Das Buch gliedert sich in drei Teile:
Nach der Machtergreifung
Im Krieg
In der Nachkriegszeit

Die Menschen nahmen mit Hilfe von Flüsterwitzen zu nahezu allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens im Deutschen Reich Stellung. Die NationalsozialistInnen reagieren darauf bereits 1934 mit dem „Heimtückegesetz“ bzw. mit dessen Paragrafen 2: „Wer öffentlich gehässige, hetzerische oder von niederer Gesinnung zeugende Äußerungen über leitende Persönlichkeiten des Staates oder der NSDAP, über ihre Anordnungen oder die von ihnen geschaffenen Einrichtungen macht, die geeignet sind, das Vertrauen des Volkes zur politischen Führung zu untergraben, wird mit Gefängnis bestraft.“
Ab 1938 wird für die Verbreitung von Flüsterwitzen, die sich aus der Sicht der NationalsozialistInnen als „wehrkraftzersetzend“ erweisen, die Todesstrafe verhängt. Nach dem Sieg der Roten Armee in Stalingrad kommt es zu einer weiteren Verschärfung der Repressionen. Flüsterwitze für die 1938 „lediglich“ eine Gefängnisstrafe verhängt wurde, werden nun mit dem Fallbeil „gesühnt“.

Ich bin doch auch ein Hitlerjude

Jan Ulrich Hasecke: „Ich bin doch auch ein Hitlerjude!“ Witze im 3. Reich. Gesammelt und aufgeschrieben von Annegret Wolf (geb. Hasecke), herausgegeben von Jan Ulrich Hasecke

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