26. OKTOBER – NATIONALFEIERTAG

Der österreichische Nationalfeiertag

„Fit mach mit“ – Herr und Frau ÖsterreicherIn frönen an Ihrem Nationalfeiertag gerne dem Wandern. Alternativ dazu geht Papa mit den lieben Kleinen am Heldenplatz Bundesheer schauen, inklusive in einen Panzer klettern und ein bisserl Krieg spielen. Mit ein wenig Glück gibt es zum Abschluß aus der bundesheereigenen Gulaschkanone eine Portion Bohnengulasch. Dann kann man Mutti zu Hause auch noch was vorknallen.
Diese hat in der Zwischenzeit vielleicht schon einige „leibhaftige“ Abgeordneten im Parlament gesichtet und in der Hofburg Bundespräsident Heinz Fischer die Hand geschüttelt. Man pflegt eben nicht nur in Wahlzeiten den Kontakt mit dem Volke.
Am Abend des 26. Oktober machen wir es uns vor dem Fernseher bequem, trinken ein Glaserl Wein und knabbern ein paar Erdnüsse. Wenn der spannende Spielfilm wieder einmal von Werbung unterbrochen ist, zappen wir ein wenig durch die Programme und wenn es der Zufall will, darf uns der Herr Bundespräsident anläßlich des Nationalfeiertages ein wenig ins Gewissen reden und uns die Welt erklären.

Sollte der 26. Oktober nicht ein Tag sein, an dem man sich an ein denkwürdiges Ereignis erinnert und die Gegenwart reflektiert. Ja, aber woran sollen wir uns erinnern? Hat am 26. Oktober 1955 vielleicht der letzte Besatzungssoldat Österreich verlassen? Oder soll der Nationalfeiertag an Herzog Leopold V. erinnern? Er „verteidigte“ im 3. Kreuzzug 1191 vor Akkon den christlichen Glauben. Die Legende weiß zu erzählen, daß, als man ihm den Schwertgurt nach der Schlacht abnahm, der blutrote Waffenrock in der Mitte einen weiß gebliebenen Streifen hatte.

Weniger als 50 Prozent der ÖsterreicherInnen wissen Bescheid

Laut einer IMAS-Umfrage im Auftrag der „Presse“ aus dem Jahre 2008 können nur noch 44 Prozent der ÖsterreicherInnen genau sagen, welches Ereignis dem Nationalfeiertag zugrunde liegt. 42 Prozent sind „so ungefähr“ dazu in der Lage.

PS: Herzog Leopold V. wird am 26. Oktober übrigens nicht gedacht.
PPS: der letzte ausländische Soldat verließ Österreich am 25. Oktober 1955.

Veranstaltungen anläßlich des Nationalfeiertages

Die Österreichische Nationalbibliothek bietet ihren BesucherInnen am 26. Oktober, dem Nationalfeiertag, die einmalige Chance, eines der weltweit wertvollsten historischen Objekte, den Wiener Dioskurides, noch einmal im Original zu sehen. Zudem feiert sie den Tag mit freiem Eintritt von 10 bis 18 Uhr in alle vier Museen – Prunksaal, Papyrus-, Globen- und Esperantomuseum.

Veranstaltungen am Nationalfeiertag in ganz Österreich

1954 – 1955 Der Weg zum Nationalfeiertag

TAG DER BEFREIUNG

Hauptsächlich in Wien wurde von 1946 – 1954 der 13. April als „Tag der Befreiung“ gefeiert.
Plakat der Sowjetischen Armee zur Befreiung Wiens am 13. April 1945

WARUM DER 26. OKTOBER

Am 15. Mai 1955 wurde der Staatsvertrag im Marmorsaal des Schlosses Belvedere von den Außenministern Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow (Sowjetunion), John Foster Dulles (USA), Harold Macmillan (Großbritannien), Antoine Pinay (Frankreich) und Leopold Figl unterzeichnet. Dieser Vertrag bildet sozusagen den Ausgangspunkt für die Ermittlung des Nationalfeiertagsdatums.

Staatsvertrag vom 15. Mai 1955 (B.G.Bl. 152/1955) betreffend die Wiederherstellung eines unabhängigen und demokratischen Österreich.

  • Staatsvertragsunterzeichnung 15. Mai 1955.
  • Am 27. Juli 1955 wurde die letzte Ratifikationsurkunde hinterlegt und der Staatsvertrag trat in Kraft.
  • Von diesem Datum an begann eine 90-Tage-Frist zu laufen (27. Juli + 90 Tage = 25. Oktober). Bis zu deren Ende musste der letzte Besatzungssoldat das Land verlassen haben.
  • Der erste Tag nach Ablauf dieser Frist war der 26. Oktober 1955. An diesem Tag erklärte Österreich in einem Verfassungsgesetz seine Neutralität.
  • Bundesverfassungsgesetz vom 26. Oktober 1955 über die Neutralität Österreichs:

    Artikel 1: Zum Zwecke der dauernden Behauptung seiner Unabhängigkeit nach außen und zum Zwecke der Unverletzlichkeit seines Gebietes erklärt Österreich aus freien Stücken seine immerwährende Neutralität. Österreich wird diese mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln aufrechterhalten und verteidigen.

    TAG DER FAHNE

    Von 1955 bis 1964 wurde der Tag der Fahne gefeiert. In einem Erlaß forderte der Bundesminister für Unterricht, Heinrich Drimmel (ÖVP) die LehrInnschaft auf, den SchülerInnen am 25. Oktober die Bedeutung dieses Tages zu vermitteln und ordnete aus diesem Anlaß die feierliche Hissung der Nationalflagge an.

    Radiobotschaft von Sektionschef Eduard Chaloupka zum Tag der Fahne.

    NATIONALFEIERTAG

    1965 wurde der 26. Oktober zum Österreichischen Nationalfeiertag erklärt. Seit dem Jahr 1967 gilt an diesem Tag die Feiertagsruhe.

    Links zu den Themen Nationalfeiertag – Staatsvertrag – Geschichtswahrnehmung – Österreichische Nation

    Politissche Bildung.at – Infos (Dossier) zum Staatsvertrag und Nationalfeiertag

    www.staatsvertrag.at – eine akustische Webausstellung

    Literatur zum Thema der immerwährenden Neutralität Österreichs

    Demokratiezentrum Wien: 26. Oktober 1975: Eine halbe Million Österreicher auf dem langen Weg – 20 Jahre neutrales Österreich. Austria Wochenschau 44/75.

    Erna Appelt, Österreichische Geschichtswahrnehmungen

    Gustav Spann: Zur Geschichte des österreichischen Nationalfeiertages

    Dr. Alfred Klahr, 1904 – 1944 – zum 100. Geburtstag und zum 60. Todestag – Theorie der „österreichischen Nation“

    Heidemarie Uhl: Der Staatsvertrag – Ein Gedächtnisort der Zweiten Republik

    2 Gedanken zu „26. OKTOBER – NATIONALFEIERTAG“

    Schreibe einen Kommentar