Entdeckungsreisen zum Wein

Susi Piroué lädt mit ihrem bei Kremayr & Scheriau / Orac erschienen Werk „Entdeckungsreisen zum Wein“ zu einer Genussreise in sieben verschiedene Länder Europas ein. Sie skizziert darin nicht nur Landschaftsbilder, sondern auch jene Menschen, die dort leben und arbeiten. Zahlreiche Farbfotos vermitteln Stimmungen und Impressionen der bereisten Gebiete.

In ihrem Vorwort charakterisiert Susi Piroué ihr Buch folgendermaßen:„Entdeckungsreisen haben etwas mit Neugier zu tun. Mit Offenheit. Damit, alles zuzulassen … So gingen wir auf die Reise. Wir wollten die Menschen kennen lernen …“ Dies ist ihr auch gelungen und mit jeder Seite in diesem Buch werden das Abenteuer, die Reiselust und der Genuss spürbar. Das Buch ist keine vollständige Auflistung von WinzerInnen, deren Weinen und Preise, sondern es regt zur (Genuss-)Reise durch Europa an.

Die Reise durch Deutschland ist geprägt von abwechslungsreichen Landschaftsbildern am Rhein und der ersten Begegnung mit dem in aller Welt bekannten „Rhein Wine“. Pfälzer Wein und die 85 Kilometer lange Deutsche Weinstraße bestechen durch 1800 Sonnenscheinstunden im Jahr. An steilen Rebhängen entlang der Mosel wird unter schwersten Bedingungen der Moselwein per Handarbeit kultiviert. Hochachtung denjenigen, die hier den Schieferboden bepflanzen. Kloster Eberbach und Schloss Johannisburg im Rheingau beherbergen jahrhundertealte Weintradition des Rheingaus. Geschichtlicher Hintergrund ist die Geburtsstunde der Spätlese.

Im östlichen Österreich haben 400 vor Christi Geburt bereits die Kelten Reben angebaut. In Wien, der einzigen Metropole, wo der Wein innerhalb der Stadtgrenze angebaut und gekeltert wird, trinkt man in der Buschenschank gerne den „Heurigen“, den Wein der letzten Lese. Eine Wiener Spezialität ist der Gemischte Satz, wo sich mehrere Weinsorten von mindestens vierzig Jahre alten Rebstöcken treffen. Das ist durchaus keine Notlösung, sondern höchster Genuss.
Der typische Wein des Weinviertels ist der pfeffrige, frische und würzige Grüne Veltliner. Markante Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, alte Rebanlagen mit Urgesteinböden sind das Besondere an dieser Weingegend.
Die Wachau mit den ältesten Weinbergen Europas und steil terrassierten Rebhängen hat nicht nur Grünen Veltliner und Riesling zu bieten, sondern auch traditionsreiche Städte wie Krems, Spitz an der Donau oder Dürnstein.
Kellergassen, edle Tropfen und zahlreiche klappernde Störche, das sind die Merkmale der Gegend um den Neusiedlersee. Nach dem Blaufränkischland, dem Mittelburgenland, geht die Reise weiter in die Steiermark zum säurereichen, rosafarbenen und jugendlichen Schilcher.

Die Schweiz, vor allem die westliche Schweiz, ist ein kleines Weinland mit meist unwirtlichen Bergmassiven. Zwei uralte Rebsorten, Amigne und Arvine, wurden von den Römern ins Wallis gebracht und versetzen durch ungewöhnlichen und feinen Geschmack in Erstaunen.

In Frankreich gibt es kaum einen Landesteil ohne Weinanbau. Der Ursprung der großen Weine, das Burgund, ist Heimat der teuersten Weißweine der Welt. Die stille, schöne Provinz Champagne mit handverlesenen Trauben von alten Rebstöcken bringt nicht nur Pinot Noir, Pinot Meunie, sondern auch Chardonnay und Cuvée hervor und nicht zu vergessen, den prickelnden Champagner. Die edlen Tropfen von Bordeaux, Chateau Margaux oder Lafite Rothschild reifen auf wertvollem Boden, da Erosionen der Terrassen einmalige Bodenverhältnisse geschaffen haben. Das Weinbaugebiet Val de Loire verspricht französisches Lebensgefühl mit Speis und Trank und lädt ein zur Besichtigung der zahlreichen Königs- und Adelsschlösser. Roussillon, Béarn und Baskenland sind ebenfalls eine Reise wert, um Menschen und Wein, Kunst und Kultur zu erkunden.

Südtirol, im Weinland Italien, überrascht und macht neugierig nicht nur mit einheimischen Sorten wie zum Beispiel Vernatsch und Lagrein, sondern auch mit ausländischen Reben. Im Trentino mit seinen Bergen und Seen sind sowohl supermoderne Bauweisen als auch traditionelle, geschichststrächtige Weingüter zu finden. Zum Abschluss einer Mahlzeit darf der Grappa, ein Tresterbranntwein, nicht fehlen. Stilles Friaul mit Amuse-gueles und Tocai Friulano, ein Genuss: grüngelb, hell, frisch, mit einem Bittermandelton. Piemont, das Königreich der granatroten Nebbiolo-Rebe. Barolo, Barbaresco; schon die Namen zergehen auf der Zunge.
Ein kurzer Streifzug durch die Toskana ins Gebiet des Chianti Classico nach Percussina, nach Montepulciano zum Vino Nobile, nach Montalcino zum Brunello und zum alten etruskischen Siedlungsgebiet Maremma. Reizvollen Ausblicken, hochwertigem Olivenöl und den zwei wichtigsten Rebsorten, Montepulciano und Trebbiano, begegnen wir in Abruzzen.

Die melancholische Schönheit Portugals hat nicht nur den berühmten Portwein aus der Douro-Weinbauregion, sondern auch den Vinho Verde zu bieten, den grünen, jungen Wein aus der nördlichen Provinz Minho.

Die Reise endet in Ungarn mit der weiten Landschaft um den Plattensee, den Balaton, und seinen Weinen. An der ukrainischen Grenze in Tokaj verkosten wir den Wein, der zur Zeit des russischen Zaren berühmt war, den Tokajer. Investitionen und viel Eifer sollen dem Wein wieder zu neuem Ruhm führen.

Die Stärke der Autorin liegt im erzählerischen Detail, mit dem sie bunte Bilder, ganze Landschaften und Menschen mit ihren Ideen und Zielen heraufbeschwört. Derart lässt Susi Piroué die LeserInnen diese Köstlichkeiten auch riechen und schmecken.

Claudia Hoffer

Susi Piroué – Entdeckungsreisen zum Wein. Mit zahlreichen Fotos der Region und einer Übersichtskarte. Kremayer & Scheriau / Orac, Wien 2008. 208 Seiten, € 24,90 (A,D)

2 Gedanken zu „Entdeckungsreisen zum Wein“

  1. Hallo Thomas!

    Für Wein bin ich immer zu haben, das weißt du ja eh…. Aber mich hat die Reiselust auch schon erwischt.

    Alles liebe, bye claudia

  2. Servus Claudia!
    Die „Entdeckungsreisen zum Wein“ werden wir hoffentlich einmal gemeinsam genießen können ;-)

    netter Artikel => Respekt!

    Liebe Grüße.
    -Thomas

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