Hans Schmeier

Zur Erinnerung an den 70. Todestag des Schriftstellers und Antifaschisten Hans Schmeier

HANS SCHMEIER (Wien 1925 – London 1943), Schriftsteller; ab 1938 Großbritannien.
Mitglied: Young Austria in Great Britain.

Schmeier wurde am 6. Juli 1925 in Wien geboren. Sein Vater war Emil Schmeier, Kaufmann. Er wurde am 4. August 1878 Wien geboren. Religionszugehörigkeit mosaisch. Staatsangehörigkeit: Österreich. Von 2. November 1919 – 13. August 1939: in der Josefstädter Straße 93/1/10 im 8. Bezirk gemeldet, starb am 27. September 1941 in Wien 18, im Rothschild-Spital. Seiner Mutter Pauline, geborene Pick, soll mit anderen Familienangehörigen nach Jugoslawien geflüchtet und 1943 umgekommen sein.

Die Daten sind den Unterlagen des Matrikelamtes der Israelitischen Kultusgemeinde Wien und des Meldeamtes Wien entnommen.

Hans Schmeier kam 1938 mit dem ersten, auf Betreiben von Adolf Eichmann zusammengestellten „Kindertransport“, dieser verließ Wien am 11. Dezember 1938, nach England. Er war 13 Jahre alt und musste in einem Kinderlager die erniedrigende Prozedur des so genannten „Kindermarktes“ über sich ergehen lassen.

Er hatte eine Tante, Emilie Weihs, die nach New York emigriert war, und einen Cousin Felix, der gleich ihm nach Großbritannien gelangte. Hans Schmeier und sein Freund Erich Fried verkehrten in der Leihbibliothek des aus Wien stammenden Dichters, Buchhändlers, Bibliothekars und Journalisten Fritz Gross (1897-1946), der als unabhängiger Linker schon 1933 mit einer bedeutenden Sammlung deutschsprachiger politischer Literatur nach Großbritannien emigriert war.
Zusammen mit Erich Fried schloss Schmeier sich – mit einigen inneren Vorbehalten – wie aus einem Gespräch von Konstantin Kaiser mit Erich Fried zu entnehmen ist, der Free Austrian Youth und dem verdeckt arbeitenden Kommunistischen Jugendverband in Großbritannien an.

Schmeiers enge Bindung an die „Austrian Youth“ manifestiert sich auch darin, dass er zumindest zeitweise im Austrian Youth House, 132 Westbourne Terrace, wohnte. Davor war er 1940 in Northampton, wo er, so Erich Fried, „Erste Gedichte“ schrieb. Er hielt, wie aus seinen nachgelassenen Papieren zu ersehen ist, u. a. einen kleinen Vortrag über Jura Soyfer, versuchte sich in der deutschsprachigen Übersetzung englischer Dichter (W. B. Yeats, Joy Davidman), arbeitete an einem längeren Prosatext, der das Gruppenleben von „Young Austria“ schilderte, und nahm vom 3. bis 5. Juli als österreichischer Delegierter an der „International Youth Conference“ in Southampton teil. Später war Schmeier in London im War Effort in der britischen Kriegsindustrie beschäftigt (vgl. Konstantin Kaiser, Österreichische Literatur im Exil).

Beiträge von Schmeier wurden in „Zeitspiegel“, „Österreichischer Jugend“ (London), Gedichte in der Anthologie „Mut. Gedichte junger Österreicher“ (London 1943) veröffentlicht.

Dass sich die Gedichte von Hans Schmeier an das Sonett anlehnen, scheint die Abwehr einer als „chaotisch“ empfundenen Welt des Exils und Widerstandes zu entsprechen, auf das der Aufsatz „Form als Protest. Das Sonett in der Literatur des Exils und der Emigration“ von Ttheodore Ziolkowskie hinweist. Er betont darin ebenso, dass das Sonett „in deutlichen Kontrast zum ästhetischen Geschmack der Reichsschrifttumskammer“ stehe und als eine „entartete Gattung“ gegolten habe.
In Bertold Brechts Sonett in der Emigration – ein Beispiel für die Deutsche Exilliteratur schreibt Marion Wolfschmitt in ihrer gleichnamigen Arbeit: „ … erzählt das lyrische Ich von seiner persönlichen Geschichte in einem fremden Land.“(S. 5).

Hans Schmeier erzählt aus seinem Exil:

Sonett
Nur wem die Not rundum
Das Herz zerdrückt,
der hält sein Menschentum,
und Schweres glückt.

Nur wer, weil Leid ihn sticht,
Änderung sucht
Entkommt dem Endgericht,
wird voll gebucht.

Nur wer den Kampf erkennt,
der heute lohnt und brennt,
und nicht nach Schonung fragt –

Nur wer zu kämpfen wagt,
weil er auch lieben kann,
der ist ein Mann.

Weiterlesen

ERICH FRIED

Erich Fried 6. Mai 1921 – 22. November 1988

Erich Fried über schreibende ArbeiterInnen und die Literatur der Arbeitswelt

Erich Fried, geboren 1921 in Wien, lebte seit 1938 als jüdischer Emigrant in London und gilt als einer der bedeutendsten Lyriker des deutschen Sprachraums. Sein entschiedenes politisches Engagement (u.a. gegen den Vietnam- Krieg, die Politik Israels gegenüber den Palästinensern, die Formen der Terrorismus-Bekämpfung in der Bundesrepublik) hat ihn in vielen politischen Kontroversen geführt und ihm heftige Anfeindungen eingetragen. Er starb am 22.11. 1988

Auszug aus einem Gespräch, das Erich Fried anläßlich der Werkstattgespräche „Literatur und Politik“ am 13. Juni 1983 in Kindberg mit Erich Zwirner geführt hat:

Weiterlesen