Der Große Böse Fuchs

Teestunde mit Steckrüben. Oder: Vom irrwitzigen – vermeintlichen – Scheitern

Auf dem Bauernhof Unruhe stiften, Angst und Schrecken verbreiten, all das würde er gerne, der Fuchs. Stattdessen bezieht er von den Hennen Schelte. Auch der Wolf, der aus dem Loser einen richtigen Fuchs, ein richtiges Raubtier!, machen möchte, scheitert an dem wehrhaften Federvieh (Teufels-Hühner, die sich schon mal mit Holzlatten, Heugabeln und Fackeln zur Wehr setzen). Nicht genug dieses Irrwitzes ist der Fuchs alsbald mit drei frisch geschlüpften Küken konfrontiert, die ihn für ihre Mama und folglich sich selbst für Füchse halten. Statt die Kleinen zu verspeisen, wie von Fuchs und Wolf ursprünglich geplant, stellt der Fuchs sich den Herausforderungen der Küken-Erziehungsarbeit. Zuerst nur äußerst widerwillig entwickelt er schließlich Zuneigung zu seinen drei Sprösslingen. Allerdings hat der Wolf nicht auf die ursprüngliche Idee des Eierklaus vergessen, und auch die Hühner merken nach einiger Zeit, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugeht …

Diese witzige Geschichte erzählt der französische Cartoonist, Animator und Filmemacher Benjamin Renner in zum Schreien komischen Bildern (wenn die lieben Kleinen Teegesellschaft spielen und eine Steckrübe als Gräfin titulieren, wenn die Hühner ihre Vereinssitzung einberufen, weil der Wach- und Hofhund seinen Aufgaben nicht nachkommt, bleibt kein Auge trocken). Wenige kleine Striche genügen für die Darstellung der sehr abwechslungsreichen Gemütszustände all dieser tierischen ProtagonistInnen. Wie mit Mosaiksteinchen gestaltet Benjamin Renner viele kleine, slapstickartige Szenen zu einem Tableau der Fauna, wie es die Menschenwelt noch kaum erlebt haben dürfte. Und doch sind diese beiden Universen gar nicht so verschieden. Hier wie da quengeliger Nachwuchs, Tücken der Erziehung, seltsame Freunde, Tarnen und Täuschen, Fragen nach der eigenen Herkunft, überbesorgte Mütter, Elternvereine …

Der Band ähnelt mit bis zu acht Bildchen pro Seite Filmsequenzen. Tatsächlich bildet Benjamin Renners Graphic Novel auch die Basis des französischen Animationsfilms „Le Grand Méchant Renard et autres contes“.

Petra Öllinger

Benjamin Renner (Text & Ill.): Der Große Böse Fuchs. (Originaltitel: Le Grand Méchant Renard)
Aus dem Französischen von Benjamin Mildner
avant-verlag Berlin, 2017
Softcover, 192 Seiten, € 25,80 (Ö)
Über Benjamin Renner
Trailer zum Film
© Buchcover: avant-verlag

Schreibe einen Kommentar