Türkische Lyrik 2: Gedichte von Hatice Arargüç

Der folgende Beitrag macht Sie mit der Autorin Hatice Arargüç bekannt.

Der Artikel „Türkische Lyrik 1 – Ein kurzer Überblick“ versucht darüber hinaus anhand einiger weiterer AutorInnen, Appetit auf die vielfältige Welt der türkischen Lyrik zu machen.

Hatice Arargüç veröffentlicht im „Duftenden Doppelpunkt“ erstmals eine kleine Auswahl ihrer Gedichte im Internet und freut sich über Gedanken und Anregungen zu ihrer Lyrik. Gerne leiten wir Ihre Nachricht an Hatice Arargüç weiter.

Die Autorin schreibt über sich:

Hatice Arargüç

Ich, Hatice Arargüç, geboren im nordostanatolischen Erzurum, aufgewachsen in Deutschland/Rheinland Pfalz, bin eine, die zwischen zwei Kulturen hin und her pendelt und trotz enormer Schwierigkeiten versucht, auf ihre Art, das Beste daraus zu machen.

Mit meinen Gedichten möchte ich den Menschen beider Kulturkreise Einblick in die Welt eines typischen Gastarbeiter-Kindes gewähren. Das Unausgesprochene und mich zutiefst Bewegende an interessierte Leser und Leserinnen weitergeben.

Darum reichen Sie mir die Hand, um mit mir unvoreingenommen durch dick und dünn zu gehen. Lassen Sie uns gemeinsam die Wunder der Sprache entdecken und somit zum besseren gegenseitigen Verstehen beitragen.

Jedem der mich geprägt hat, im Guten als auch im Schlechten, möchte ich meinen Dank aussprechen. Schön, dass es euch gibt.

Geh langsam und bedacht durchs Leben
von ungefähr komm ich entgegen.
Trau dich, trete ein in die Welt einer
türkischen Frau/Erdenbürgerin
Musst sie nicht verstehen;
lehrreich und nachdenklich
sollte es dich aber stimmen!

Ich danke meiner Mutti, weil sie mich an meinen Kindheitstraum, das Schreiben erinnert und mich ermutigt. Es befreit mich unwahrscheinlich! Und ich gedenke durch meine Lyrik Papa, einem unveröffentlichten Gedichteschreiber.

Mein Glaube und meine Kinder Muhammed-Mert und Meryem-Sena sind mein einziges Hab und Gut!

Wie der helle Tag bin ich in deine Nacht eingedrungen
Und wie gestern hast du aufgeschaut und bist wortlos
an mir vorbeigegangen. Deine Sonne hat sich die Haare
im Nacken gebunden und ist ihren Weg gegangen. Egal
ob der Schatten ihr folgt oder nicht! Lachen und vergessen
ist besser, als sich zu erinnern und traurig zu sein.

Gewidmet jenen, die mein Herz erobern durften!
In der Hoffnung, dass man dem Stift einer einfühlsamen, anatolischen Frau aus der tiefsten Provinz der Türkei Gehör schenkt!

Heimat
Endlich in der Heimat
Fast die Hälfte zurückgelassen.
Sprung ins kalte Wasser
Können wir im Hiesigen überleben?
Einfach wird es nicht.
Alles so verschieden nah und doch
So fern, hier wirst du verschrien
Als verdeutscht und als Snob hingestellt
Denkst deutsch und handelst türkisch oder umgekehrt?
Wo willst du stehen!?
In Deutschland Karriere gemacht
Hier bist du leider keinen Pfennig wert.
Verkannt und allein gelassen.
Ach Eltern, was habt ihr aus uns gemacht?
Haben wir genug Ehrgeiz, um von Neuem zu beginnen?
Einzig die rastlose Seele, endlich zur Ruhe gekommen
Das ist unser gewonnener, nachdenklich stimmender Preis!

Zugehörigkeit
Tief in meinem Innern ist etwas verloren gegangen
Hab versucht, es in Deutschland zu finden.
Verrückt – Bin doch ne Türkin!?!
Komme mir nicht nah, in meinem Sumpf könntet ihr ertrinken.
Wem hätte ich vertrauen sollen und wen wirklich an meiner Seite finden?
Hätte ich dieses Land vielleicht nie betreten sollen?
Wäre dann alles anders gekommen?
Ständig zwischen Sein und Nichtsein jahrelang verharrt.
Ich werde mir nicht noch mehr Verletzungen zuziehen
und euch den Rücken zu wenden. Ich schaue zurück,
empfinde nichts, verdächtig trügerisch!
Die eine Träne, die noch fällt, war mein Selbstmord in mir.
Es geht einfach nicht, ich bin ein Teil von dir.

1 Gedanke zu „Türkische Lyrik 2: Gedichte von Hatice Arargüç“

  1. Tiefes Erleben zwischen Poesie und Augenöffnen für nicht wahrgenommene Realität. Einerseits die Ignoranz des Westens im Umgang mit Menschen, die nur Arbeitskraft sein sollten, andererseits die Vorurteile der in der Türkei verbliebenen.
    Da zerreißt das Leben so manche Seele …
    Der Wechsel zwischen blumiger Poesie (schon wortgewaltig) und Beschreibung der Lebensumstände ist noch nicht wirklich `rund´… und doch berühren mich die Texte.

    Daher: Danke an die Autorin

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