Only bad news is good news?
Corinna Chumeny hielt sich in Anlehnung an diese alte JournalistInnenregel eher an „bizzar news is good news“. Beinhalteten die ursprünglichen Zeitungsartikel eventuell schlechte Nachrichten, sind die daraus gestalteten Kürzesttexte komisch, skurril, schräg. Die Illustratorin löste Sätze aus Zeitungen und Zeitschriften aus ihrem Kontext und setzte sie neu zusammen. Es öffnen sich Mikrokosmen und Minidramen. Einstiege wie „Wir haben ein ganzes Wochenende in den Erbeeren verbracht“ oder „Der Ort, an dem ich bin, ist nicht ganz leicht zu erreichen“ verunmöglichen ein Vorbeimogeln am Text. Denn bereits der zweite Satz zeigt, dass es in keine Linearität hineingeht. Die Handlungen schlagen Haken und führen zu einem Schluss, bei dem man sich verwundert die Augen reibt, ungläubig den Kopf schüttelt und lachen muss. Wurde etwas überlesen, falsch verstanden? Kam da wirklich ein Bandscheibenvorfall auf den Komoren vor? Also fängt man nochmals mit dem ersten Satz an. Nein, nichts wurde überlesen, alles richtig verstanden. Ja, da kam wirklich Bandscheibenvorfall und Komoren vor.
Eine logische Auflösung des Geschehens, ob es nun Bandscheibenvorfälle, Erdbeeren oder nicht leicht erreichbare Orte sind, gibt es nicht. Die Leerstellen in den Texten überlassen den LeserInnen viel Auslegungsspielraum. So wie sich die Leerstellen durch das Geschriebene ziehen, zieht sich ein roter Faden – im wahrsten Sinne des Wortes – durch die in grün, grau, schwarz gestalteten Illustrationen. Er wandelt sich vom Ohrring zur Hundeleine oder zum Brillengestell.
Corinna Chaumenys Zeitungsfibel verlockt zum Immer-wieder-Anschauen-Lesen-Lachen und macht den Aufenthalt im Wartezimmer voller Zweifel sehr vergnüglich. Außerdem besteht die Hoffnung, dass hinter der Wartezimmertür doch eine Erkenntnis lauert.
Petra Öllinger
Corinna Chaumeny (Text und Illustration): Der Zweifel ist das Wartezimmer der Erkenntnis. Zeitungsfibel.
kunstanst!ifter Verlag, Mannheim 2014. 36 Seiten. €16,30 (Ö)