Ein sprachlicher Schatz …

… den die Schriftstellerin Sarah Kirsch vor den Lesenden ausbreitet.

Kaum versieht frau sich, schon ziehen sie Sprach-Kräfte sanft in die Geschichten hinein. So ist „Blitz aus heiterem Himmel“ eine Erzählung, welche die vielen Aspekte von Kirschs literarischem Schaffen vereint: genaues Beobachten (hier: Einblick in das Berufsleben von Frauen in der ehemaligen DDR), Poesie („ … befand sich ein Stuhl, dem es an Farbe gebrach …“), Witz und Absurdität (zuletzt verwandelt sich die Hauptakteurin Katharina in ihren Freund und vice versa). „Ein anderes Leben“ besticht durch die Idee der betuchten ProtagonistInnen, sich selbst und ihren Luxusdomizilen einen Anstrich von Armut zu verleihen, wenn sie zum Beispiel ihrem Salon einen Wasserflecken-Look verpassen. Den Höhepunkt dieser aberwitzigen Geschichte bildet die Szene im Gefängnis, wo die Gruppe nach einem „Gipsy-Dinner“ landet. In „La Pagerie“ skizziert Sarah Kirsch Pinselstrichen gleich mit wenigen Sätzen Menschen und Landschaft, und doch genügt dieses Wenige, um eine dichte Ferienatmosphäre in Frankreich zu erschaffen.

Neben Sarah Kirschs lyrischem Schatz, der 2005 ebenfalls von der Deutschen Verlags-Anstalt gesammelt wurde, bietet der vorliegende Prosaband mit Arbeiten von 1973 bis 2005 durchaus Anlass, einem Verlagswerbetext Glauben zu schenken, wenn es heißt: „Diese schön gestaltete und preiswerte Ausgabe der ‚Gesammelten Prosa’ lädt zum Wiederlesen und Neuentdecken ein.“

Sarah Kirsch – Gesammelte Prosa.. DVA, 2006. 724 Seiten, Euro 20,60.

Petra Öllinger

Erschienen in an.schläge – das feministische Magazin, September 2007.

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