Eine kleine Hommage des Holzbaum Verlages an den Kaffee in Wien
Wenn man sein Wiener Stammcafé hat, dann hat man’s. Und will gar kein anderes kennenlernen, denn nirgendwo sonst gibt es einen, wie den Herrn Hans. Oder eine wie die Frau Isolde. Die brauchen nicht mehr zu fragen: „Was darf‘s sein?“ Weil man doch seit Jahr und Tag den kleinen Braunen trinkt. Oder den Verlängerten. Oder den Doppelmokka.
Dann schielt man doch ins Büchlein „Kaffee in Wien“, bleibt fürs Erste skeptisch und fragt sich: „Steht da überhaupt auch was über Kaffeemaschinen?“ Man blättert darin und findet einen kurzen Abriss darüber. Sogar der Filterkaffee hat einen Auftritt. Man nimmt einen Schluck vom kleinen Braunen. Oder vom Verlängerten. Oder vom Doppelmokka. Und liest über die verschiedenen Röstungen. Jaja. Aber über die Mehlspeisen? Steht auch was drinnen. Man bestellt im Stammcafé einen warmen Apfelstrudel. Oder einen Milchrahmstrudel. Oder ein Paar Sacherwürschtel. Nun gut. Aber über die neuen, jungen Kaffeesieder/inn/en? Ja, steht auch was drinnen. Und die Röstereien in Wien? Ha! Schon reibt man sich schadenfroh die Hände. Zu früh! Naber und Co. – alle da.
Man blättert im Register und linst nach dem Stammcafé. Steht da etwas darin? Hätte man es nicht ahnen können? Man gibt sich geschlagen. Auch wenn es einem bei Schlagsahne oder bei lecker in einem Büchlein über Wiener Caféhäuser ein bisschen flau wird. Aber schon eilt der Herr Hans, oder die Frau Isolde, herbei und serviert einen zweiten kleinen Braunen. Oder Verlängerten. Oder Doppelmokka. Danach geht’s wieder besser.
Doch nun ist man schon der Versuchung erlegen. Man leert ein bisschen schneller als sonst die Tasse. Schnappt sich das Büchlein, stromert durch die Stadt. Vielleicht findet man doch einen weiteren Ort mit einem Herrn Hans. Oder einer Frau Isolde.
Ein zweites Stammcafé – warum nicht?
Oder ein drittes …
Petra Öllinger
Holzbaum Verlag: Kaffee in Wien. Wien, 2014. 128 Seiten. Euro 9,90