Am Donnerstag, dem 04. September 2014 um 19 Uhr stellen Gerald Grassl und Werner Lang vom Werkkreis Literatur der Arbeitswelt die Broschüre „Der Weltkrieg I – ENDE UND ANFANG“ mit Texten von Eva Priester (1910 – 1982) über den Ersten Weltkrieg (ca. 80 S.; Brosch., Euro 10,-. ISBN 978-3-9503673-0-5) im WERKL IM GOETHEHOF – SELBSTVERWALTETE KRITISCHE FREIRÄUME, Schüttaustraße 1-39/6/R02, 1220 Wien vor.
Der Inhalt der Broschüre ist Eva Priesters zweibändigem Werk „Kurze Geschichte Österreichs“ entnommen.
Neben ihrer Arbeit als Historikerin beschäftigte sie sich mit den Ereignissen des Ersten Weltkriegs auch aus belletristischer Sicht. So widmete sie in ihrem 1955 im Globus Verlag veröffentlichten Buch „Vom Baume der Freiheit“ eine der sechs historischen Erzählungen unter dem Titel „Begegnung im Morgengrauen“ dem Matrosenaufstand von Cattaro.
Eva Beatrice Feinstein, verheiratete Priester wurde am 15. Juli 1910 in St. Petersburg geboren. Es gehörte damals noch zum zaristischen Russland. Ihre Familie, die den Wirren des Bürgerkrieges entgehen wollte, emigrierte 1921 nach Berlin. Wegen ihres politischen Engagements wurde sie Anfang 1933 des Hochverrates bezichtigt und von März 1933 bis Dezember 1933 in Berlin in Untersuchungs- und Schutzhaft gesteckt.
1935 konnte Eva Priester Hitlerdeutschland verlassen und emigrierte nach Prag, wo sie auch mit österreichischen KommunistInnen in Kontakt kam. Sie wurde Mitglied der KPÖ und übersiedelte 1936 nach Wien. Während eines Aufenthaltes in Prag wurde sie 1938 von der Okkupation Österreichs überrascht und konnte nicht mehr nach Wien zurückkehren.
Über das „British Committee for Refugees from Czechoslovakia“, einen Hilfsfonds, den eine englische Zeitung als Reaktion auf das „Münchner Abkommen“ gegründet hatte, erhielt Eva Priester 1939 eine Einreisemöglichkeit nach England.
1943 begann sie im „Britischen Museum“ in London mit der Arbeit an der „Kurzen Geschichte Österreichs“, in der sie sich unter anderem mit den Ereignissen des Ersten Weltkriegs auseinandersetzte und die Eigenständigkeit der österreichischen Nation begründete. Sie schreibt: „Es ist der Versuch, in großen Zügen die merkwürdige und widerspruchsvolle Geschichte unseres Landes darzustellen, und es ist eine Diskussionsgrundlage. Ich bin der festen Überzeugung, dass die österreichische Geschichte, so wie sie heute in den Schulen gelehrt wird und schon vor der Okkupation gelehrt wurde, derart vom Gestrüpp der großdeutschen Darstellung überwachsen ist, dass sie ganz von neuem geschrieben werden muss. Es ist gleichfalls meine Überzeugung, dass eine solche gigantische Arbeit nur von einer großen Zahl von Menschen geleistet werden kann – von einer Kommission von Historikern, einem Sonderausschuss, einer wissenschaftlichen Körperschaft – allerdings nach vollzogener Entnazifizierung.“
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte sie 1946 nach Wien zurück und publizierte unter anderem im „Österreichischen Tagebuch“ und in der „Volksstimme“, in der sie auch als stellvertretende Chefredakteurin tätig war.
Ein Schwerpunkt in ihrem Schreiben bildete die kritische Sozialreportage.
Sie starb am 15. August 1982 während eines Kuraufenthaltes in Moskau.
Chronisten, Reporter, Aufklärer – Eva Priester. Ein Kanon des österreichischen Journalismus, Folge 20.