Dieses Blogstöckchen wurde von Wibke Ladwig von Sinn und Verstand in die Welt gesetzt. Zugeworfen wurde es mir, Petra Öllinger, von Heike Baller von der Kölner Leselust.
Einige von Ihnen werden sich vielleicht fragen, was ein Blogstöckchen ist. Ein Blogstöckchen besteht aus vorgegebenen Fragen und hat kein Ablaufdatum. Das heißt, jede/r kann das Stöckchen aufgreifen und beantworten, heute, morgen oder in einem halben Jahr. Darüber hinaus wirft man das Stöckchen nach Beantwortung der Fragen üblicherweise anderen BloggerInnen zu. Diese werden, wenn sie Zeit und Lust haben, die Fragen beantworten und die „Stafette“ an andere weitergeben. Wenn man das zugeworfene Stöckchen als langweilig oder gar nervend empfindet, dann lässt man es einfach liegen und beantwortet die Fragen nicht.
Warum ein Blogstöckchen?
Als LeserIn erfahren Sie etwas über die Autorin, den Autor des jeweiligen Blogs und Sie können, indem Sie sich von Stöckchen zu Stöckchen weiterhanteln eine Reihe weiterer einschlägiger Blogs kennenlernen.
Für den Blogger, die Bloggerin, bietet das richtige Stöckchen den freudigen Anlass einen Beitrag zu schreiben und eine gute Gelegenheit sich mit anderen BloggerInnen zu vernetzen.
PS: Immer mehr Menschen nutzen Facebook bzw. Google+ als Blogersatz und schreiben auf diesen Plattformen regelmäßig längere Beiträge. Ich möchte auch diesen Personenkreis einladen mein Literaturstöckchen aufzunehmen, zu beantworten und weiterzuwerfen.
Und hier die Fragen und meine Antworten
Welches Buch liest Du momentan?
„Wir müssen leider draußen bleiben. Die Armut in der Konsumgesellschaft“ von Kathrin Hartmann.
Warum liest Du das Buch? Was magst Du daran?
Um weitere Argumente zu finden, die ich den Leuten, die ständig von „Hängemattengesellschaft“, „SchmarotzerInnen“, „man sollte die zur Arbeit zwingen“, „wer arbeiten will, der findet auch Arbeit“ etc. schwafeln, vorlegen kann – oder um es etwas drastischer auszudrücken: ihnen um die Ohren hauen kann.
Zu mögen gibt’s da nicht viel – die Situationen/Fakten (nicht die Darstellung bzw. die Formulierungen!) sind zum Haareraufen. Nach circa zehn Seiten muss ich das Buch regelmäßig weglegen, weil ich mich so aufrege. Ich bin aber zuversichtlich, dass ich die knapp 400 Seiten schaffen werden.
Angesprochen hat mich das Buch erstens wegen des Titels. „Wir müssen leider draußen bleiben“ steht ja sonst bei den Hundeparkplätzen (Haken) vor Supermärkten und Co. Dass nun Menschen damit gemeint sind, fand ich sehr verwegen, auch wenn die Assoziation mit den Vierbeinern auf den ersten Blick zynisch ist.
Zweitens fand ich es interessant ein Buch in Händen zu halten, das den Vermerk trägt: Ihr persönliches Leseexemplar. Unkorrigierte, unverkäufliche Fassung.
Und drittens fand ich es in einem Antiquariat (1. Auflage 2012!) – wo es um 1,80 Euro verkauft wurde …
Wurde Dir als Kind vorgelesen? Kannst Du Dich an eine der Geschichten erinnern?
Ja. Zum Beispiel von Ernst Meister (ein österreichischer Schauspieler) oder von Margot Trooger (eine deutsche Schauspielerin). Aber „nur“ auf einer MC (für die junge Generation: Musikkassette :-). Mit seiner unverwechselbaren, sonoren Stimme las Ernst Meister u. a. „Schneewittchen“, und „Eisenhans“, gesprochen von Margot Trooger, habe ich auch im Ohr. Die Kassetten befinden sich immer noch in meinem Fundus. Meine Begeisterung für das „gesprochene Wort“ ist ungebrochen.
Gibt es einen Protagonisten oder eine Protagonistin, in den / die die Du mal regelrecht verliebt warst?
Nun, verliebt wäre übertrieben, geschwärmt trifft besser zu. Und es waren gleich vier Protagonisten – „Die Vier Musketiere“.
Ausgelöst wurde meine jugendliche Neugierde damals durch die komödiantischen Verfilmungen der Abenteuer durch Richard Lester in den 1970ern – „Die drei Musketiere“ und „Die vier Musketiere“ (Faye Dunaway als Lady de Winter, Rachel Welch als Constance Bonancieux u.v.a., das hatte schon was).
Im Buch treten Mut und Verwegenheit, aber auch Witz und Eleganz der vier Musketiere ja noch viel stärker in den Vordergrund. Ich fand es schlichtweg „cool“, wie D’Artagnan, Athos, Portos und Aramis für die Königin kämpften.
Übrigens: Warum Athos (Oliver Reed) im Film jedes Mal seinen Hut mit weitausholendem Schwung von sich wirft, bevor er sich selbst in den Zweikampf wirft, blieb mir bis heute allerdings ein Rätsel – bei Dumas macht er das nicht :-).
In welchem Buch würdest Du gern leben wollen?
In den Scheibenwelt-Romanen von Terry Pratchett. Genau genommen in der wichtigsten Stadt der Scheibenwelt: Ankh-Morpork. Genau genommen: Mir würde dort eine Stippvisite ausreichen, leben müsste ich da nicht unbedingt.
Gerne würde ich erleben, ob der Fluss Ankh tatsächlich so eine stinkige Brühe ist, in der alles mögliche – also, wirklich ALLES MÖGLICHE – schwimmt. Und ich würde wirklich zu gerne versuchen, auf dem Ankh zu laufen. Das soll nämlich möglich sein.
Gerne würde ich die HauptakteurInnen der Scheibenwelt treffen. Zum Beispiel den Kommandeur der Stadtwache von Ankh-Morpork, Samuel Mumm. Oder Angua, eine Werwölfin, ebenfalls im Dienst der Stadtwache …
Welche drei Bücher würdest Du nicht mehr hergeben wollen?
„Sternkinder“ von Clara Asscher-Pinkhof. Das Buch bzw. die Schicksale der Sternkinder (sie heißen so, weil sie den sogenannten Judenstern tragen müssen) begleiten mich seit meiner Kindheit.
„Der kleine Nick und seine Bande“ von René Goscinny und Jean-Jaques Sempé. Diese „Lizenzausgabe mit Genehmigung des Diogenes Verlages“ bekam ich zu meinem 10. Geburtstag geschenkt. Und ich finde Nicks Geschichten immer noch „prima“.
„Biological Psychology“ von James W. Kalat. Das beste Lehrbuch zu diesem Thema, das ich nach wie vor als Nachschlagewerk verwende.
Ein Lieblingssatz aus einem Buch?
„Er findet Kartenspiele sogar noch langweiliger, noch weniger unterhaltsam, als von einer Brücke zu spucken oder mit einem Spazierstock an den Stiefeln einen Ton anzuschlagen.“
Aus: „Fast keine Erinnerung“ von Lydia Davis.
Und nun werfe ich das Blogstöckchen Angelika Aliti zu – viel Spaß!
Den Hinweis auf das Buch „Wir müssen leider draussen bleiben“ finde ich sehr interessant, vielen Dank!
Ich habe gerade das entsprechende Werk für Grossbritannien durchgearbeitet: Owen Jones: Chavs. The Demonization of the Working Class, in dem es genau um dieselben Themen geht. Da ist es besonders spannend zu sehen, wie der Autor nachweist, wie seit Maggie Thatchers Amtsantritt systematisch daran gearbeitet wurde, erst durch das Zerstören der Gewerkschaften, dann durch gesellschaftliche Stimmungsmache, die in prestigelosen, schlecht bezahlten, manuellen Tätigkeiten Arbeitenden herabzusetzen, ihre materielle und ideelle Basis aufzulösen und zu verschlechtern, und sie am Ende selbst dafür verantwortlich zu machen. Sehr empfehlenswert!
http://www.versobooks.com/books/1100-chavs
Liebe Grüsse
Peter Metz