80 Jahre Bücherverbrennung – Literaturquiz Teil 17

Die Quizfragen

  • Unter welchem Pseudonym wird die Autorin bekannt?
  • Wie lautet der Titel ihres Debütromanes?
  • Wie heißt der Autor, der ihr langjähriger Freund und Förderer ist?
  • Wer unterstützt ihn im Pariser Exil finanziell?

Antworten bitte zum 24. September 2013 um 12:00 Uhr an: Literaturblog Duftender Doppelpunkt

Unter allen richtigen Einsendungen werden einige Bücher verlost.

Erinnerung: Wenn Sie an die jeweils aktuelle Quizrunde erinnert werden möchten, senden Sie bitte einfach ein leeres Mail mit dem Betreff „Literaturquiz Erinnerung“ an das Literaturblog Duftenden Doppelpunkt.

Einen Gesamtüberblick über alle bisher veröffentlichten literarischen Rätsel können sie sich auf der Seite „Literaturquiz zur Bücherverbrennung 1933“ verschaffen.

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Das literarische Rätsel

Kaum zwei Jahrzehnte währt die Spanne, in der die musisch hoch begabte Frau ihre Spuren in der Welt des Theaters und der Literatur hinterlässt. Spuren, die nach ihrem frühen Tod, sie stirbt einen Tag vor ihrem 42. Geburtstag, fast vollständig verwischt werden. Was bleibt sind zwei Romane, ein paar Briefe, die Schilderungen einiger bekannter Persönlichkeiten sowie ihres Freundes und die Erinnerungen ihrer Schwester Katja.

Sie wird 1894 in Jena geboren. 1912 beginnt sie auf Wunsch ihres Vaters eine Lehre als Buchbinderin. Johanna Bleschke, so ihr Name, will allerdings Tänzerin werden. Bereits ein Jahr später lebt sie in Berlin und arbeitet im Loesdau-Verlag. Dort lernt sie 1913 einen aus Brünn stammenden Autor kennen, zwischen den beiden entwickelt sich eine langjährige enge Beziehung.

Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges arbeitet sie als Krankenschwester, beginnt aber bald, von ihrem Gefährten finanziell unterstützt, mit einer Tanzausbildung bei Rita Sacchetto. Der jeweils erste Buchstabe des von ihr gewählten Künstlerinnennamens erweist sich ident mit den Initialen des Namens ihrer Lehrerin. Während der Vorname eine Verneigung vor ihren jüdischen FreundInnen darstellt, wählt sie den Familienname aus der Sprache der indischen Brahmanen, dem Sanskrit. Er steht für den Kreislauf aus Tod und Wiedergeburt.

1918 nimmt sie bei Otto Falckenberg in München Schauspielunterricht. Bereits 1919 feiert sie im Prager Ständetheater im Drama „Tanja“, sie spielt die Titelrolle, die ihr von ihrem Freund auf den Leib geschrieben ist, einen fulminanten Erfolg.

Ihre tänzerische und schauspielerische Karriere umfasst die Bereiche Tanz und Tanzpantomime, Kino und Theater. Nachdem sie ihren ursprünglichen Erfolg als Tanja im Berlin des Jahres 1924 nicht wiederholen kann, sondern sich vielmehr einer vernichtenden Kritik gegenübersieht, zieht sie sich von der Bühne zurück und beginnt zu schreiben.

Über ihren 1926 veröffentlichten Roman „Das verlorene Kind“ äußert sich Carl Zuckmayer folgendermaßen: „Das ist ein Buch von der Art, daß man vergißt, es gelesen zu haben, daß man glauben muß, man habe es geträumt oder wachend erlebt. Man schmeckt seine Luft ganz und gar, man hat sie geatmet in dieser Landschaft und mit diesen Menschen.“ und Albert Ehrenstein meinte: „‚Das verlorene Kind‘ scheint mir das beste Prosawerk zu sein, das von einer deutschen Dichterin während der letzten Jahrhunderte geschrieben wurde. (…) Das Buch ist nämlich, auf der ethischen Höhe eines Tolstois, eine sprachlich vollkommene Meisterleistung, das jedem deutschen Klassiker oder Romantiker Ehre machen würde.“

Neben hymnischem Lob sieht sie sich, da die Grundlage des Romans dem „Neuen Pitaval“, einer Sammlung authentischer Kriminalfälle aus mehreren Jahrhunderten entstammt, Plagiatsvorwürfen ausgesetzt. Gottfried Benn springt ihr in dieser Situation in der „Vossischen Zeitung“ bei, er schreibt unter anderem: „Der Erfolg des Roman ‚Das verlorene Kind‘ (…) wird jetzt durch die possierliche Anklage bestätigt, dass die Dichterin ihr Kunstwerk dem ‚Neuen Pitaval‘ also einer allen Schaffenden offenstehenden, von Schaffenden oft benutzten Fundgrube des Rohstoffes entlehnt habe.“
Sie befindet sich jedenfalls in bester Gesellschaft, hat doch schon Heinrich von Kleist für seinen „Michael Kohlhaas“ auf die Sammlung zurückgegriffen.

Die Unterstellungen gipfeln in dem Vorwurf, das Buch stamme nicht aus ihrer Feder, sondern sei von ihrem Freund verfasst. Dieser weiß über die Entstehungsgeschichte des Romans und dessen Autorin Folgendes zu berichten. Er vergleicht Letztere mit einer Membrane „… die Schwingungen aufnahm“. Und weiter schreibt er: „Etwas fing an, in ihr zu brennen. Ich konnte nichts anderes tun, als sie unter Arbeitsdruck zu halten. Regiearbeit, wenn Sie so wollen. Bis sie, fast ohne eine Korrektur, bei der letzten Seite angelangt war und plötzlich wie ein ausgewrungener Lappen in sich zusammenfiel. (…) Ich habe das Manuskript erst kennengelernt, als es abgeschrieben vor mir lag, und ich versichere, ich habe weder ein Wort noch eine Komma daran geändert.“

Das Werk fällt der Bücherverbrennung 1933 zum Opfer, weil die NationalsozialistInnen in dessen Autorin fälschlicherweise eine Jüdin vermuten. Unabhängig davon ist wohl in ihrer Ideologie kein Platz für eine Frau, die sich literarisch mit einem Kindsmord und dessen Folgen auseinandersetzt.
1928 heiratet sie den Börsenmakler Walter Davidsohn. Mit dem Brünner Autor bleibt sie auch nach ihrer Eheschließung in freundschaftlichem (Brief-)Kontakt.

Wenige Jahre später emigriert ihr Mann nach Frankreich, sie bleibt in Berlin und lässt sich scheiden. Wobei sie in diesem Bestreben von ihrem Mann unterstützt wird: „Was ist in solchen Fällen die Praxis der Gerichte? (…) Was ist für ein Grund zu wählen? Rassenfrage? (Wohl das Sicherste) oder die berühmte gegenseitige Abneigung?“

Ihr de facto Publikationsverbot ab 1933, zu ihren Lebzeiten erscheint nur mehr „Die glückliche Hand“ als Fortsetzungsroman in der „Vossischen Zeitung“, kommentiert sie sarkastisch: „Leider kann ich nicht ’sportgebräunte‘ Literatur fabrizieren.“

Sie stirbt am 8. Februar 1936 in Berlin. „Die glückliche Hand“ wird posthum im schweizer Humanitas Verlag veröffentlicht und bleibt ohne Resonanz. Ein weiterer Roman, „Die Hochzeit der Armen“, gilt als verloren.

Ihr langjähriger Freund und Förderer wird 1882 als Sohn eines Tuchhändlers in der mährischen Hauptstadt Brünn geboren und wächst in einer bildungsbürgerlich geprägten Atmosphäre auf. Seine Mutter, eine geborene Weinberg, ermöglicht trotz des frühen Todes ihres Mannes allen vier Kindern eine universitäre Ausbildung. Er studiert in Prag und Wien Medizin und arbeitet ab 1908 als Chirurg. Um seine Lungentuberkulose auszukurieren, geht er 1912 als Schiffsarzt an Bord des Dampfers „Austria“ und besucht Indien und Japan.

1913 lernt er nicht nur Johanna Bleschke, sondern auch Franz Kafka kennen. Der „Chronist“ Max Brod wird ihn später rückblickend dem „weiteren Prager Kreis“ zuordnen. Er debütiert noch in diesem Jahr mit dem Roman „Die Galeere“. In einem Brief an Grete Bloch schreibt Kafka über den Roman: „Man muß durch das Konstruktive, welches den Roman wie ein Gitter umgibt, den Kopf einmal durchgesteckt haben, dann aber sieht man das Lebendige wirklich bis zum geblendet werden.“

Im Ersten Weltkrieg dient er als Regimentsarzt in der Österreichisch-Ungarische Armee. Wenige Jahre nach Kriegsende lässt er sich als freier Schriftsteller in Berlin nieder.

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