Ein Hund ein Wort
Richard III
„Sofort spuckst du das aus!“, tobt Hauskaspar I. Zwetschke versucht noch, ein paar Teile hinunterzuwürgen, während ich mit meinem Anteil im Unterholz verschwinde. Wenn mich nicht alles täuscht, ist dieser Teil ein Lendenwirbel. Genau gesagt der dritte Lendenwirbel von …
Tja, von wem mag dieser Rest an Rückgrat wohl stammen? Von einem Reh? Von einem Wildschwein? „Es könnte auch ein Prominenter sein“, schlägt Zwetschke vor. „Das wäre gar nicht so ungewöhnlich. Vor Kurzem hat man in der englischen Stadt Leicester bei Grabungen das Skelett von Richard III. gefunden. Unter einem Parkplatz! Der Fund sah aus wie das Ding hier“, sie zeigt auf die Überbleibsel der verbogenen Wirbelsäule. Ich spucke den dritten Lendenwirbel wieder aus. Habe ich an einem König geknabbert?
Zwetschke und ich blicken einander an. Mit einem Schlag ist sie weg, die Freude am Buddeln in weichem duftendem Erdreich. Ein vergammelter Jägersmann? Ein vertrocknetes Burgfräulein? Lassie? Ist es das, was wir finden wollen? Nein Danke!
Die nächsten Tage sind die Hauskaspars sehr zufrieden mit uns. Wir gehen brav bei Fuß, ziehen nicht nach rechts oder links, um irgendwo herumzuschnofeln.
Nach einer Woche haben wir unseren Richard-III-Schrecken überwunden und das altbewährte Spiel geht wieder los: Wir finden Feines, die Hauskaspars hechten hinter uns her. Aber wehe, sie klagen später darüber, dass sie leer ausgegangen sind, weil sie die von uns entdeckten Knochen mit einem Tritt ins dichte Buschwerk beförderten oder in hohem Bogen von sich pfefferten, wenn eines Tages in der Zeitung zu lesen steht: „Überreste einer bisher unbekannten Spezies im Wienerwald gefunden.“
Ein herzliches Wuff,
Ihre Brilli Paralia