Projekt und Buchpräsentation zum Gedächtnis an die Mariahilfer Opfer des NS-Terrors
Das Buch „Erinnern für die Zukunft“ wird am Mittwoch, 18. November 2009 um 19 Uhr in der Buchhandlung „Thalia“, 6., Mariahilfer Str. 99, der Öffentlichkeit vorgestellt.
Mit der Präsentation des Buches „Erinnern für die Zukunft“, herausgegeben von Ulli Fuchs und Franer Kilian, wird das gleichnamige Mariahilfer Projekt dokumentiert und finalisiert. Eine wichtige und begrüßenswerte Initiative, die den hunderten Opfern des NS-Terrorregimes aus Mariahilf ein bleibendes Denkmal setzt.
Vor zwei Jahren gestartet, scheint diese wichtige Initiative von der Mehrheit der MariahilferInnen leider immer noch nicht wahrgenommen zu werden. Ein Indiz: Lediglich 25 Personen haben bisher eine Patenschaft für ein Gedenkobjekt (Messingplättchen) übernommen.
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, warum für ein Gedenkobjekt (Messingplättchen, 10 x 10 cm, für jede einzelne ermordete Person, die die Inschrift „Hier wohnte“ sowie den Name und die Lebensdaten trägt) 150.- Euro zu zahlen sind? Die finanzielle Unterstützung des Projektes zu staffeln, wie dies beispielsweise bei „Steine der Erinnerung“ in der Wiener Leopoldstadt angeboten wird, wäre eine Möglichkeit. Dort können bereits ab 18 Euro „Bausteine“ für den Weg der Erinnerung erworben werden.
Bedauerlich ist ebenfalls, daß es bisher neben der zentralen Opferliste und der Auflistung nach Straßen, nur die Liste einer einzelnen Opfergruppe (Zeugen Jehovas) gibt. Gab es in Mariahilf neben den jüdischen MitbürgerInnen und Angehörigen der Glaubensgemeinschaft Zeugen Jehovas keine weiteren Opfergruppen wie zum Beispiel politisch Verfolgte bzw. WiderstandskämpferInnen, Homosexuelle, Euthanasieopfer, Kriegsdienstverweigerer, Roma und Sinti? Die Nennung der Menschen in Zusammenhang mit dem Grund ihrer Verfolgung und / oder Ermordung würde deren Schicksal noch greifbarer machen. Dies gelingt zum Beispiel in Salzburg-Stadt.
Auf der Site „erinnern für die zukunft“ heißt es: „… Ganz besonders sollen junge Menschen mit Schul- und Kulturveranstaltungen angesprochen werden. In Ergänzung zum geschichtlichen Schwerpunkt soll auch auf heutige Formen von Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und die Unterdrückung von Minderheiten Bezug genommen werden.“ Leider findet sich auf der Site „erinnern für die zukunft“ kaum einen Hinweis auf Projekte mit Schulen im Bezirk.
Die Idee des Projektes „erinnern für die zukunft“ ist allerdings zu wichtig, als daß es zu einem „vergessen für die zukunft“ werden darf.
Die Site „Mariahilfer Synagoge – Für einen würdigen Ort des Gedenkens“ ist einem „vernachlässigten Ort des Erinnerns“ gewidmet.
Literaturblog „Duftender Doppelpunkt“ – Novemberpogrome (Schwerpunkt Österreich)
Erinnern für die Zukunft – Ulli Fuchs & Franer Kilian (Hg.), 288 Seiten, echomedia Verlag, Wien, 2009. € 24,90.
Georg Schober