Wörgler Freigeld / Schwundgeld

In Wörgl hat Silvio Gesell seinen Meister gefunden …

Anfang der 1930er Jahre, zum Zeitpunkt der Weltwirtschaftskrise sorgte der sozialdemokratische Bürgermeister von Wörgl für eine kleines, regionales Wirtschaftswunder. Dieses dauerte etwas über ein Jahr und wurde durch eine Klage der Österreichischen Nationalbank, der vom Verwaltungsgerichtshof stattgegeben wurde, unterbunden. Die Ursache für die triste wirtschaftliche Lage sah Bürgermeister Unterguggenberger unter anderem im langsamen Geldumlauf und in der fehlenden Bereitschaft jener, die über größere Geldmengen verfügten, diese auch auszugeben.

Als Alternative zum damals gar nicht „harten“ Schilling brachte er Arbeitswertscheine nach dem Prinzip des Freigeldes in Umlauf. Die Finesse der Vorgangsweise bestand in einer kontrollierten allmählichen Entwertung. Diese betrug monatlich ein Prozent des Nennwertes. Dieses sogenannte Schwundgeld wurde von der Gemeinde meist für Arbeiten zur Infrastrukturverbesserung ausgegeben. Dessen Gegenwert wurde bei der örtlichen Bank in Schilling hinterlegt. Das Schwundgeld wurde, um keinen Verlust in Kauf nehmen zu müssen, rasch wieder ausgegeben. Die Geschäftleute Wörgels beglichen damit wiederum ihre Steuerschulden bei der Gemeinde. Somit fand sich das Geld zu guter Letzt, ohne Schwund, wieder in der Gemeindekasse. Wer die „Wörgler Währung“ in Schilling wechseln wollte, mußte zwei Prozent Arbeitsbeschaffungsbeitrag abführen

In den 13 Monaten, in denen das Freigeld ausgegeben wurde, ging die Zahl der Arbeitslosen in Wörgl um 16 Prozent zurück. – Im gleichen Zeitraum stieg die Arbeitslosigkeit außerhalb des wirtschaftlichen Experimentiergebietes um 19 Prozent.

Unterguggenberger Institut in Wörgl

Silvio Gesell.de

Silvio Gesell: Die natürliche Wirtschaftsordnung. Rudolf Zitzmann Verlag; Lauf bei Nürnberg; 9. Auflage August 1949; Herausgeber: Karl Walker; HTML von Wolfgang Röhrig, Juli 1997; PDF von Florian Seiffert, August 2003.

Materialien zur Geld-, Zins- und Schuldenproblematik

Wiener Zeitung – Das Experiment von Wörgl

Klaus Schmitt (Hg.): Silvio Gesell – „Marx“ der Anarchisten?

Stefan Zenklusen: Silvio Gesell und die Freiwirtschaftslehre.

Attac – Marburg – Zur Theorie Silvio Gesells

Literatur zum Thema Schwundgeld beziehungsweise Freigeld:

Ottacher, Gebhard: Der Welt ein Zeichen geben: das Freigeldexperiment von Wörgl/Tirol 1932/33 / Gebhard Ottacher. – Kiel: Verl. für Sozialökonomie , 2007 . – 82 Seiten. Teilw. zugl.: Wien, Univ., Dipl-Arb., 2001. – ISBN 978-3-87998-450-3 kart.: EUR 12.90 ISBN

Rohrbach, Klaus: Freigeld: Michael Unterguggenberger und das „Währungswunder von Wörgl“ / KLaus Rohrbach. – 1. Aufl. – Borchen: Möllmann, 2001 . – 143 Seiten. Literaturverz. S. 141 – 142 . – ISBN 3-931156-71-0

Broer, Wolfgang: Schwundgeld: Bürgermeister Michael Unterguggenberger und das Wörgler Währungsexperiment 1932/33 / Wolfgang Broer. – Innsbruck . Sudien-Verl. , 2007. – 398 Seiten. Literaturverz. S. 393 – 398. – ISBN 978-3-7065-4472-6 geb.: EUR 34,90 ; CHF 60,40

Gesell, Silvio: Gesammelte Werke / Silvio Gesell. [Hrsg. von d. Stiftung für Persönl. Freiheit u. Soziale Sicherheit]. – Lütjenburg: Gauke, Fachverl. f. Sozialökonomie ISBN 3-87998-410-7

Weder Kapitalismus noch Kommunismus: Silvio Gesell und das libertäre Modell der Freiwirtschaft / Gerhard G. Senft. – Orig.-Ausg., 1. – 2. Tsd. . – Berlin: Libertad-Verlag , 1990 . – 268 S. . – (Archiv für Sozial- und Kulturgeschichte ; 3 ). Zugl.: Wien, Wirtschaftsuniv., Diss., 1989 u.d.T.: Senft, Gerhard G.: Systematische Grundlegung der theoretischen und historischen Aspekte der libertär-sozialistischen Variante des Freiwirtschaftsmodells. – ISBN 3-922226-14-0.

Fritz Schwarz: Das Experiment von Wörgl. Synergia, Darmstadt 2006, ISBN 978-3-9810894-5-5 (überarb. Neuauflage, Original: Bern 1951).

Thomas Wendel: Der Geldzauberer. Geschichte des Wörgler Geldexperiments. in: brand eins. Hamburg 2003,9. ISSN 1438-9339.

Eine umfangreiche Literaturliste des Unterguggenberger Instituts in Wörgl zum Thema.

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