Der Titel der Ausstellung beruht auf einem Ausspruch des Kammerdieners Friedrich in dem Stück „Zu ebener Erde und erster Stock“ (1835) von Johann Nestroy. Dortselbst arbeitet Nestroy bereits in der ersten Szene die sozialen Differenzierungen und gastronomischen Schranken zwischen der wohlhabenden Familie Goldfuchs im ersten Stock und der armen Familie Schlucker zu ebener Erde heraus. Die Wienbibliothek verwahrt übrigens den literarischen Nachlass von Johann Nestroy.
„Heut' muß der Tisch sich völlig bieg'n“
Ausstellung vom 19. Oktober – 9. Mai 2008:
Wienbibliothek im Rathaus
Eingang Lichtenfelsgasse, Stiege 4 (Lift), 1. Stock
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9.00 Uhr bis 18.30 Uhr,
Freitag bis 16.30 Uhr, Eintritt frei. Telefon: (+43 1) 4000-84926
Die Ausstellung in den Räumlichkeiten der Wienbibliothek wird von einer Präsentation im Netz, Kochen wie gedruckt: „Wiener Kochbücher“ aus der Sammlung der Wienbibliothek im Rathaus (1724-1888), ergänzt. Dortsälpßt werden Kochbücher, als auch Rezepte vorgestellt.
Über tausend Kochbücher vom späten 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart befinden sich in der Wienbibliothek. Die Ausstellung zeigt eine auf die Wiener Küche fokussierte Auswahl an Meilensteinen, Höhepunkten und Kuriosa der Sammlung. Die Wiener Küche – die einzige, die nach einer Stadt benannt ist – gilt als eigenständige Kategorie innerhalb der internationalen Küche. In der ehemaligen Haupt- und Residenzstadt entwickelte sich eine Mischung aus traditionellen regionalen Gerichten und Speisen aus zumindest vierzehn Staaten, vor allem aus den ehemaligen habsburgischen Kronländern sowie aus dem Ausland. Diese Speisen verschmolzen im Wien des beginnenden 19. Jahrhunderts zu typischen Wiener Spezialitäten, wie dem Apfelstrudel oder dem Wiener Gulasch.
Die Ausstellung versucht der Geschichte von vierzehn wienerischen Speisen nachzugehen, etwa den Schinkenfleckerln, dem Wiener Schnitzel, dem Beuschel, dem Tafelspitz oder dem Gugelhupf. Die Schau stellt legendäre Kochbücher vor, darunter Anna Dorns „Großes Wiener Kochbuch“, Olga und Adolf Hess „Wiener Küche“, Marie von Rokitanskys vielfach prämierte „Österreichische Küche“ sowie Katharina Pratos „Süddeutsche Küche“ – das bedeutendste Kochbuch der Monarchie – sowie Ewald Plachuttas jüngst erschienene „Kochschule“.
Der zeitliche Bogen spannt sich vom Beginn der Wiener Küche Ende des 18. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, von altösterreichischen Rezepturen, die teilweise noch bis heute gültig sind, bis hin zu innovativen Elementen der so genannten „Neuen Wiener Küche“. unterhalten.
Ein eigener Schwerpunkt der Ausstellung wirft einen Blick auf das Thema der süßen (Nach)Speisen, die vor allem anhand von handschriftlichen Kochbüchern und Rezeptsammlungen vorgestellt werden. Die Aufzeichnungen stammen von bekannten Persönlichkeiten, wie der Schriftstellerin Betty Paoli (1814–1894), oder auch von bedeutenden Herrschaftsköchinnen und Kochlehrerinnen.