Wer bei Fisch nur an die panierten Undinger aus der Tiefkühlabteilung oder die armen GesellInnen (schließlich heißt es ja auch DIE Scholle) in der Konservendose denkt, der/dem kann mit dem „FischPoem“ die nötige Abhilfe geboten werden …
… auch wenn sie/er (noch) nicht einen Karpfen von einer Haifischflosse unterscheiden kann.
Da frönen also zum Beispiel Rolf Schwendtner, Liesl Ujvary, Friederike Mayröcker hemmungslos dem Fischgenuss. Schon bald bekommen die LeserInnen einen „Hineingesetzten Fisch “ von Peter Assmann serviert. So unprätentiös wie der Titel ist auch dieses Rezept – für Fisch-EinsteigerInnen wie gemacht. Und dann folgt eine Anleitung für Fischbeuschelsuppe (kredenzt von Herbert Aulehla und ein paar Seiten weiter eine von Christel Hoffmann-Ostenhof), und dann das literarische Geständnis von Angelica Bäumer, wie sich bei ihr das zuerst hemmungslose Schmausen von Austern in ein weniger hemmungsloses aber nichtsdestoweniger genussreiches verwandelte, inklusive Anmerkung, wie die LeserInnen selbst so etwas zuwege bringen – aber bitte nicht ohne Austern-Ketten-Handschuh!
Hil de Gard und Linde Waber haben in „FischPoem“ zusammengetrommelt, wer und was alles zum Thema Fisch zusammengetrommelt werden kann, sei es als Rezeptvorschlag in herkömmlicher Aufbereitung: „Man nehme …“. Oder in literarischer Form, wo sich beispielsweise Reinhard Knoll als Fachmann in seinem Beitrag „Protokoll“ die Frage stellt, „wie er wohl einen toten Fisch vergiften hätte können?“. Frau/man muss den Fisch nicht unbedingt essen, er/sie kann selbst zum Fisch werden: beim „Yoga Fisch-Asana“ (unter fachkundiger Anleitung von Birgit Heyn).
Hin und wieder zappeln beim Lesen die Fragen wie das Fischlein am Haken. Zum Beispiel: Warum taucht Franzobels „Menü mit Fisch“ an der Oberfläche auf, obwohl der Fisch nur einmal, recht unmotiviert!, daherschwimmt? Warum taucht überhaupt kein Fisch in Christiane Zintzens Beiträgen „Granatapfel“/„So sei der Tisch dem Fisch bereitet“ auf ?
Weil das Auge bekanntlich mitisst, hat Linde Waber Speisen, Fische, Langusten und Meeresgetier gezeichnet und gemalt – und die haben mit den eingangs erwähnten armen Geschöpfen so gar nichts an der Flosse.
Petra Öllinger
Hil de Gard & Linde Waber – FischPoem. Das endliche Kunst-Kochbuch. Mandelbaum Verlag, Wien, 2004. 288 Seiten,
€ 29,80.