Tagebuchaufzeichnungen und Notizen aus Wien-Mariahilf
Dritter und letzter Teil des Berichtes von Erwin, in denen in zwar die Flucht aus der Handtasche gelingt, Herr Leopold aber alles andere als begeistert ist.
Ich sammel ein paar dieser Taschentücher zusammen– gebraucht hin oder her – und versuche, ihm damit den Gatsch wegzuwischen, was mir nur teilweise gelingt.
Bevor ihm nun aber tatsächlich schlecht wird, fallen von oben Lichtstrahlen in die Tasche. Vor lauter Zuckerlattacken, Übelkeit und angerotzter Taschentücher haben wir nicht mitbekommen, dass die Frau das Museum bereits verlassen hat. Ich kletter am Innenfutter hoch und streck meinen Kopf vorsichtig hinaus. Rechts erkenn ich den Flacksturm.
„Jetzt oder nie!“, ruf ich dem Kleinen zu und zieh ihn hoch. Auf drei springen wir aus der Tasche. Ich schnapp den Kleinen an der Pfote und wir rasen am schmiedeeisernen Parktor vorbei auf die Gasse hinaus. Auf der anderen Seite des Gitters beginnen Hunde wir verrückt zu bellen, zum Glück sind die geschlossenen Türen der Hundezone zwischen ihnen und uns. Ich weiß, dass sich weiter vorne in der Schadekgasse das Bild mit dem Fuchs und dem Esel und dem Ratten-Biber befindet. Der Schweiß tropft mir von meinem Schnurrbarthaaren – und der kommt nicht von der körperlichen Anstrengung.
„Reiß dich zusammen, Erwin“, red ich mir zu, während ich den Kleinen noch immer an der Pfote hinter mir nachschleif, „das ist nur ein Bild.“
Ich hab keine Ahnung, wie wir es letztlich bis zum Leo schaffen, aber wir schaffen‘s. Dem Blick vom Leo nach zu urteilen dürfen wir nicht allzu taufrisch aussehen. Der Kleine hat eine Beule am Kopf (vom Zuckerl?), ein Strohhalm schaut ihm hinter dem Ohr hervor, sein Gesicht ist noch immer weiß gesprenkelt vom Tubeninhalt. Meine Hose hat hinten einen langen Riss, mein linkes Knie ist ein bisschen geschwollen und tut weh (vom Sprung aus der Tasche?), außerdem hab ich einen seifigen Geschmack im Mund (ich hätt in der Tasche nicht von der Creme kosten sollen). Nachdem uns der Leo notdürftig versorgt hat, raunzt er herum, dass er nicht weiß, wie er das den Eltern vom Theophilus erklären soll; was, wenn dem Theophilus ein Schaden bleibt; was, wenn er traumisiert ist. Ich lege ihm beruhigend meine Pratze auf die Schulter und schlag ihm vor, einfach nix zu sagen. „Bis der Kleine heimfährt“, ich werf einen Blick auf ihn, „ist er wieder hergestellt.“
Und der Blick vom Leo? Naservas!
Die nächsten Abenteuer von Herrn Leopold und Co. folgen wieder im gewohnten 14-tägigen Abstand, also am 1. September 2015.
Da gibt’s dann Kornkreise zu bewundern.
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