80 Jahre Bücherverbrennung – Literaturquiz Teil 3

Wenn Sie an die jeweils aktuelle Quizrunde erinnert werden möchten, senden Sie bitte einfach ein leeres Mail mit dem Betreff „Literaturquiz Erinnerung“ an das Literaturblog Duftenden Doppelpunkt.

Im dritten Teil des Literaturquizes anlässlich der Bücherverbrennung von 1933 wird eine österreichische Autorin gesucht.

Es folgen im Abstand von jeweils 14 Tagen weitere 20 AutorInnen. Auf der Site „Das Literaturquiz zur Bücherverbrennung“ werden alle Quizfragen und die Antworten gesammelt.

Die Fragen:

  • Wie heißt die gesuchte Autorin?
  • Wie lautet ihr Mädchennamen?
  • Welches Pseudonym verwendet sie am Beginn ihrer Karriere?

Ihre Antworten senden Sie bitte an: Literaturblog Duftender Doppelpunkt.

Einsendeschluss: Dienstag, 12. März 2013, 12.00 Uhr

Zu gewinnen gibt es diesmal:

Wer verbirgt sich hinter den folgenden Informationen?

Sie ist ähnlich erfolgreich wie Vicki Baum, eine der bekanntesten deutschsprachigen Schriftstellerinnen der Zwischenkriegszeit.

Die Bücher beider Autorinnen stehen ab 1933 auf der „Schwarzen Liste“ für „Schöne Literatur“ des nationalsozialistischen Bibliothekars Wolfgang Herrmann und gehen bei den Bücherverbrennungen in Flammen auf.

Über dieses Ereignis wird sie später schreiben: „Nie zuvor war ich in besserer Gesellschaft gewesen.“

Nach 1945 werden ihre Texte, wie jene von Vicki Baum, oft als Unterhaltungsliteratur abqualifiziert.

Aus heutiger Sicht zeigt sich die Schriftstellerin nicht zuletzt als genaue Beobachterin von sozialen und gesellschaftspolitischen Fragen. Dabei spart sie die Schattenseiten des Lebens in den zwanziger und dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts nicht aus.

In Ihrem Essay „Die Frau in der Literatur“ (1929) schreibt sie: „Es ist erst kurze Zeit her, daß die Frauen zu den Problemen der Realität zugelassen sind. Bis dahin waren sie einerseits selbst Teil der Realität, andererseits Fiktion des Mannes.“

Geboren wird sie 1893 in Wien als Kind jüdischer Eltern. Regine, so ihr Vorname, ist zwanzig, als sie 1913 den Kapellmeister Josef Zirner heiratet. Bereits zwei Jahre später fällt ihr Mann im 1. Weltkrieg.

Die junge Witwe wird Teil des literarischen Kreises um den Schriftsteller und Literaturkritiker Franz Blei im Wiener Café Herrenhof. Zu den Stammgästen des Cafés zählen unter anderem Hermann Broch, Hugo von Hofmannsthal, Milena Jesenská, Egon Erwin Kisch, Anton Kuh, Robert Musil, Leo Perutz, Joseph Roth, Hilde Spiel und Franz Werfel.

Unter dem Namen Hedda Aschermann zeichnet Letzterer in seinem Roman „Barbara oder die Frömmigkeit“ Jahre später ein wenig schmeichelhaftes Bild von ihr. Robert Musil wiederum wird durch sie zur Figur der Alpha in seinem Drama „Vinzenz und die Freundin bedeutender Männer“ angeregt.

Noch 1915 lernt sie Josef Kranz kennen, einen der reichsten Männer Wiens. Sie geht mit ihm eine Liaison ein und zieht in sein Palais. Er adoptiert sie 1916 und engagiert ihren Mentor Franz Blei als Sekretär.

Blei „entdeckt“ bzw. fördert nicht nur die gesuchte Autorin, sondern beispielsweise auch Robert Walser, Carl Sternheim, Franz Werfel und Franz Kafka. Letzterer schreibt über ihn: „Im Gespräch ist er riesig gescheit und witzig. Es ist immer lustig, wenn wir mit ihm zusammenkommen. Die Weltliteratur defiliert in Unterhosen an unserem Tisch vorbei.“

Blei emigriert 1932 nach Mallorca. Ab 1933 scheinen seine Werke im Deutschen Reich weder in den Verlagskatalogen auf noch werden sie im Börsenblatt für den deutschen Buchhandel angezeigt. Über die Gründe für diese Vorgehensweise kann nur gemutmaßt werden: In „Das Große Bestiarium der Literatur“ (1920) beschreibt er sich als Fisch, „der sich geschmeidig in allen frischen Wassern tummelt“. Ein jeder der vorgestellten Schriftsteller mutiert im „Bestiarium“ zu einem exotischen Tier und wird als solches immer treffend und oft schonungslos charakterisiert. Einige von den in dem Buch beschriebenen Autoren machen in der Reichsschrifttumskammer Karriere.
Mit Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs 1936 setzt Franz Blei seine Flucht über Wien, Florenz, Lucca, Cagnes-sur-Mer, Marseille und Lissabon nach New York fort, dort stirbt er 1942 in einem Armenspital.

Vorerst, es ist mitten im 1. Weltkrieg, ist Josef Kranz von Franz Blei so beeindruckt, dass er viel Geld für eine von diesem herausgegebene philosophische Zeitschrift namens „Summa“ locker macht.
Kranz wird von vielen WienerInnen als Kriegsgewinnler gesehen. 1917 muss er sich einem Prozess wegen Preistreiberei stellen. Angst um seinen Ruf und sein Geld führen unter anderem dazu, dass er Blei entlässt und die Zahlungen für die Zeitschrift einstellt.

Seine Adoptivtochter zieht aus dem Palais aus und heiratet 1920 den Schriftsteller Otto K. Im selben Jahr erhält sie für die Erzählung „Der Aufstieg“ den Fontane-Preis.

In den folgenden Jahren publiziert sie eine Reihe von Novellen und Romanen und schreibt für Blätter wie die „Vossische Zeitung“ in Berlin oder die „Arbeiterzeitung“ in Wien. Mit dem Roman „Die Überfahrt“ gelingt es ihr, wie Vicki Baum mit „Menschen im Hotel“, am internationalen Buchmarkt Fuß zu fassen. 1935 steht ihr Roman „Katharina die Große“ in den USA zwei Monate auf der Bestsellerliste.

1938, nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Österreich, emigriert sie über Zürich und Paris in die USA. In Hollywood ist sie als Drehbuchautorin tätig. Ihr letzter Roman „Der Teufel nebenan“ 1939/1940 wird mit Lilli Palmer und Curd Jürgens unter dem Titel „Teufel in Seide“ verfilmt.

Nach dem Krieg besucht sie Österreich und Deutschland. Ein Heimatgefühl mag sich nicht mehr einstellen.

1979 erscheint ihre Autobiografie unter dem Titel „Und was für ein Leben“.

Sie stirbt hochbetagt am 23. Dezember 1985 in einem Pflegeheim in Santa Monica.

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In Petra Öllingers Bibliothek finden Sie eine Liste mit über 200 AutorInnen, Hinweise auf Sekundärliteratur und weiterführende Links.

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