Walter Buchebner, geboren 1929 in Mürzzuschlag, tauchte 1945 unter, um der Einberufung zum Volkssturm zu entgehen. Nach Beendigung des Gymnasiums in Bruck an der Mur ging er nach Wien, um zu studieren. In der schwierigen Nachkriegszeit begann er das Studium der Germanistik und Geographie an der Universität Wien.
Die Verhältnisse zwangen ihn während seiner akademischen Ausbildung, die er aus Opposition gegen den versteinerten Lehrbetrieb nicht beendet, aber weit vorangetrieben hatte, manuell zu arbeiten. Dadurch lernte er die Probleme der Arbeiterschaft kennen und fühlte sich mit den Werktätigen tief verbunden.
In seinem Tagebuch beschreibt er die Arbeitsbedingungen in einer verstaatlichten Industrie: „Mürzzuschlag 28. Juli 1951. Ich bin in den ca. 40 X 50 großen Gaskanal teerhacken gekrochen. Eine fürchterliche Arbeit, nervenanstrengend und körperlich zermürbend. Man schwitzt wie ein Trottel. Immer nur am Bauch kann man kriechen und die Hände voran. Verkehrt zurück. Dabei alles mitnehmen. Draußen fühlt man sich dann wie von einer langen Krankheit genesen. Einem Proleten gingen die Nerven durch, als er drin war. Für ihn kroch ich zweimal ein. Etwa 4m weit hinein.
Unbeschreiblich ist die Qual drunten im dreckigen Kanal. Und oft und oft müssen sie da hinein; manchmal bei entsetzlichen Bedingungen: Gas, Hitze …!
Ich glaube kaum, dass ich je anders werde leben können als diese Ärmsten der Erde!
Er arbeitete unter anderem als Bauarbeiter, Fahrdienstleiter, Monteur, Telegrafist und Erzieher.“
Danach gelangte er zur Überzeugung, dass er die Dichtkunst erlernen müsse. Er gewöhnte sich an einen ruinösen Arbeitsstil, stellte totale Forderungen an sich selbst.
Ab 1956 leitete er eine Zweigstelle der Wiener Städtischen Büchereien. 1959 wurde ein schweres Nierenleiden diagnostiziert. Walter Buchebner nahm sich 1964, vermutlich wegen großer Schmerzen, das Leben. Robert Lotter gründete in der zweiten Hälfte der 1970 Jahren die Walter-Buchebner-Gesellschaft. Daraus entwickelte sich das Kunsthaus Mürzzuschlag.
aschenfarbene melodie
aschenfarbene melodie
in der heilsarena
kapital
vergiftet das
herz
unserer lieben frau
notre dame
die unbefleckte
mendelsche vererbungslehre
und thomasverfahren
aus der hand eines
sterbenden papstes
besucht abendkurse
der volksbildungshäuser
werdet gute bürger
mit patriotischem überschallhemd
und
schaumgummitick
dreimal täglich
und am sonntag
KYRIE ELEISON
kapital
vergiftet das
herz
Literatur:
Lotter Robert: Walter Buchebner; Lyrik, Prosa; Graphik; S. 3, 5, 10; Herausgeber: Robert Lotter; Wienerstraße 120, 8680 Mürzzuschlag.