Ein Hund ein Wort
Kakophonie – Teil 1
Sommerzeit. Reisezeit. Fremdsprachen-lern-und-ausprobier-Zeit. Für letzteres müssten die Zweibeiner gar nicht weit reisen. Ein Besuch in einem nahegelegenen Hundepark reichte aus, um festzustellen, wie vielfältig und differenziert unsere Sprache ist.
„Schau, ein Wau-Wau!“. Ein entzückter und entzückender Ausruf, fürwahr. Doch greift er zu kurz. Denn er gibt keinen Hinweis darauf, ob es sich um einen Wau-Wau handelt, der es bis zum dreigestrichenen C schafft. Auch nicht darüber, ob das Wau-Wau des Wau-Waus staccatoartig, in langandauernden Sequenzen, trommelfellruinierend oder auf- und abschwellend vorgetragen wird. Und sagt der Satz „Schau, ein Wau-Wau!“ etwas darüber aus, wo das Wort betont wird? Am a, am u? Wird das W wie w oder wie v gebellt? Eben. Überhaupt, was ist das für eine Bezeichnung: Wau-Wau. Die sprachliche Komplexität der Canidae wird so stark simplifiziert. Als Hauskaspar I diesen Satz liest, lässt er das mürbe Kipferl in das Kaffeehäferl fallen, Hauskaspar II gleitet bei diesem Satz das Butterbrot mit Marmelade aus der Hand und auf den Tisch. Ergriffenes Schweigen. Die beiden sind sprachlos. Dass ich mich einer solchen Ausdrucksweise bedienen kann, damit haben sie nicht gerechnet. Von wegen Wau-Wau.
Wer uns genau zuhört, wird eine unermessliche Bandbreite an Belllauten vernehmen: auuu, haff-häff, hohua. Manche meiner Freunde und Freundinnen beherrschen sogar eine oder zwei Fremdsprachen: Henriette kann miauen, Yopie kann grunzen, Fritz quieken und schnurren. Und Louis‘ Honz-Konz deutet auf Kenntnisse einer bereits als ausgestorben geltenden, jedoch den Anlauten nach nordische Wurzeln aufweisende Sprache.
Ein herzliches Wuff – mit der Betonung auf dem zweiten f,
Ihre Brilli Paralia
Fortsetzung folgt …