Ein Hund ein Wort
Frühlingsgruß
„Wo bist du gewesen? Wie siehst du aus? Warum sind deine Pfoten gelb?“ Ein bisschen viel an Fragen auf einmal, dachte ich. Aber berechtigt, wie ich mir eingestehen musste. Schließlich war ich eine halbe Stunde – „Einen gefühlten ganzen Vormittag“, wie Hauskaspar I nicht müde wurde zu betonen – abgängig. „Abgedampft, du kannst ruhig abgedampft schreiben“, liegt mir Hauskaspar II beim Verfassen dieser Zeilen ständig im Ohr. Ja, ich gebe es zu: Ich habe mich unerlaubterweise entfernt. Ich bin durchs Unterholz getrabt, habe im Gebüsch nach Köstlichkeiten gesucht und war planschen im Schlick. Dabei habe ich mehrere Ästchen am Schwanz, etwas Moos an den Ohren und Algen am Bauch mitgenommen. Ja, ich gebe es zu: Es ist für die Hauskaspars nicht immer lustig, dieses Zeug und anderes mehr aus meinem Fell zu klauben. Es ist auch nicht immer freudvoll, mit mir als „Stinkpaket“ (O-Ton Hauskaspar I) in den öffentlichen Verkehrsmitteln heimzufahren und durch gerümpfte Nasen von Mitreisenden gestraft zu werden. Nicht zu vergessen die Schmach, wenn andere Zweibeiner sich demonstrativ von uns wegsetzen.
„Vergiss nicht zu schreiben, woher du die kanariengelben Pfoten hast.“ Nun fängt auch noch Hauskaspar I an zu motzen! Es musste passiert sein, als ich über die mit Löwenzahn gesprenkelte Frühlingswiese lief und an einem Baum vorbeizischte, der gelbe nadelartige Dinger von sich warf, von denen viele an meinen Beinen kleben blieben. Beim Versuch der Hauskaspars, das Zeug von mir zu kletzeln, färbten sich deren Finger – orange. Bei der Rückfahrt in der U-Bahn gaben wir – ich hatte noch etwas Moos an meinen Ohren – einen hübschen Frühlingsgruß ab.
Ein herzliches Wuff,
Ihre Brilli Paralia