Ein Hund ein Wort
Vogelkonzert – Teil 1
„Lassen Sie sich von den herrlichen Vogelstimmen auf dieser CD verzaubern: Vier Naturkonzerte versprechen ein erfrischendes Hörerlebnis“, verkündet der Werbetext eines eben dieses Hörerlebnis verkaufenden Verlages.
Ich frage Sie: Wer braucht eine CD, wenn die gefiederten Freunde live vor dem Fenster tirilieren? Allerdings scheinen die Kehlen von Amsel, Meisen und Spatzen zurzeit vereist. Kein Wunder: Es schneit und schneit und schneit und mit dem Finden von Futter hapert es auch schon gewaltig.
Frau Haidvogel indes hat ganz andere Sorgen. Seit knapp drei Wochen ist sie Witwe. Herr Haidvogel ist einer Erkrankung des Zentralnervensystems erlegen. Noch gibt es keinen Nachfolger. Noch wohnt Frau Haidvogel alleine im Käfig. Noch half es nichts, dass die Hauskaspars das wellensittichsche Trällern übten, um mit ihr ein Gespräch zu beginnen. Ich erlaube mir, an dieser Stelle festzuhalten: Von Anfang an wusste ich, dass die Aussicht auf Erfolg gleich null war. Gab Frau Haidvogel einen Pips von sich, antwortete einer der Hauskaspars mit einem leisen Pfeifen. Danach schwieg Frau Haidvogel – für mindestens eine halbe Stunde. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie verschreckt auf ihrer Schaukel saß. So ging das mehrmals am Tag: Pips, Pfiff, Schweigen, Pips, Pfiff, Schweigen.
Ein weiterer Versuch, Frau Haidvogel aufzumuntern, bestand darin, dass Hauskaspar II in der guten alten Schallplatten-Sammlung eine Ausgabe fand mit dem Titel: Vogelstimmen unserer Heimat. Grasmücke und Zaunkönig, Buchfink und Rotkehlchen, Lerche und Nachtigall zwitscherten vom Vinyl-Tonträger. Frau Haidvogels Schnabel blieb verschlossen.
Da kam Mozart.
Fortsetzung folgt.
Ein herzliches Wuff,
Ihre Brilli Paralia