Ein Hund ein Wort
Schlachterei
Sein Name ist Kürbis. Butternuss Kürbis. Er wohnt seit zwei Monaten bei uns in der Küche. Hinten im Eck. Da, wo auch die 1000-Milliliter-Gurken-und-Maiskölbchengläser stehen.
In diese Zeit hat er sich nicht verändert. Keine braunen Dellen, kein grünweißer Schimmel. Er wartet darauf, seiner Bestimmung zugeführt zu werden, die da lautet: Kürbisrisotto. Oder Kürbiscremesuppe. Oder gebratener Ofenkürbis. Aber es reichte nicht einmal zum ausgehöhlten und alsdann kunstvoll geschnitzten Samhainkürbis!
„Ob der noch gut ist?“ Seit vielen Wochen schon höre ich diese Frage von Hauskaspar I.
Darauf antwortet Hauskaspar II, seit genauso vielen Wochen: „Ich werde ihn mal aufschneiden, so sehen wir, ob er noch gut ist.“
Dann kommt die Bemerkung von Hauskaspar I: „Ich glaube, ich werfe ihn lieber weg.“
Dann verlassen beide die Küche. Der Kürbis bleibt zurück und wartet.
Mindestens alle zwei Tage nimmt Hauskaspar I den Kürbis in die Hand, dreht ihn hin und her – erinnert dabei an die Szene mit dem Totenkopf in „Hamlet“ –, spricht die Worte: „Irgendwie unheimlich.“ Gefolgt von der Frage: „Ob der noch gut ist?“
„Schlachtet ihn, verkostet ihn, kocht Eintopf daraus oder werft ihn weg, aber macht was mit ihm!“, möchte ich den Hauskaspars zurufen. Jedoch, ich halte inne. Ich entsinne mich dabei jedes Mal Zwetschkes Worte im Zusammenhang mit einem Rotkrautkopf, der sehr lange Zeit im Kühlschrank wohnte: „Die sind einfach zu gutherzig für eine Schlachterei.“
„Oder zu faul“, wende ich in Gedanken ein. Und sehe Kürbis – Butternuss Kürbis – vor meinem geistigen Auge, wie er noch jahrelang – äußerlich unverändert! – auf die Erfüllung seiner Bestimmung wartet.
Ein herzliches Wuff,
Ihre Brilli Paralia
Allerliebste Brilli!
Ich kann Dir versichern,so ein Kürbis hält und hält,
habe selbst einen schon sehr lange am Balkon.
Aber vielleicht schlachten die Hauskaspars ihm demnächst.