Ein Hund ein Wort
Biotop
„Wir gehen in die Oper. Ihr bleibt da!“ Kein Abschiedskeksi. Kein letztes Winken. Kein bedauernder Blick. Die Wohnungstüre fällt ins Schloss. Weg sind sie, die beiden Hauskaspars.
In die Oper? Bei diesem Wetter? In dieser Kleidung? Zwetschke und ich zweifeln an den Worten. Und wir erinnern uns an die Gesprächsfetzen eines Telefonats letzte Woche, das Hauskaspar I mit einer Bekannten geführt hat. „Gerne …“, „Nein, nein, die lassen wir dieses Mal zu Hause.“, „Ja, das Loch im Rasen …“, „Jaja, die Buchsbäume …“, „Die Käsekrainer …, selbstverständlich, das geht nicht.“, „Ich verstehe, die Teichrosen blühen im Moment …“, „Das Biotop …“, „Gut, bis nächste Woche.“
Käsekrainer in der Oper? Biotope in der Oper? Für wie doof halten die uns.
Sie schämen sich unser! Dabei hätten sie es ahnen können, dass Menschen mit Gärten, in denen sich akkurat gestutzte Buchsbäume, auf den Millimeter zurecht geschnippelter Rasen sowie hochtechnisierte Biotope befinden, nicht viel Freude mit wildem Getier haben.
Sie – die Hauskaspars und die Bekannte – hätten es wissen müssen! Trotzdem gewährte man uns beim letzten Besuch – der für uns beide tatsächlich der letzte Besuch gewesen ist – Eingang in diesen grünen Alptraum.
Der Rasen benötigte meiner Meinung nach eine moderarte Umgestaltung. Ich war erstaunt, wie schnell sich ein dreißig Zentimeter tiefes Loch graben ließ. Um einem Diebstahl durch anderes Hundsvolk vorzubeugen, übernahm Zwetschke die Markierung aller kugelig geschnittenen Buchsbäume. Nach so viel Mühen war eine Abkühlung nötig, ab ins Biotop, wo wir die Teichrosenblätter zum Kentern brachten.
Als die beiden spätabends nach Hause kommen, vernehmen wir folgendes: „Ohne Brilli und Zwetschke ist es dort nicht lustig. Ich glaub, da gehen wir nicht mehr hin.“
Dafür lieben wir unsere Hauskaspars!
Ein herzliches Wuff,
Ihre Brilli Paralia