Ein Hund ein Wort
Dorfdeppen
Ich habe einen Kater. Als Brieffreund. Er lebt in Südfrankreich und heißt Brüno. Der hat, wie es sich für einen ordentlichen Kater gehört, seine Zweibeiner dazu angehalten, ihm einen eigenen Eingang – Stichwort: Katzen-Kater-Klappe – zu basteln. Als geborener Stadtkater, der nun seit einigen Monaten gezwungenermaßen auf dem Land leben muss, hält er alle hiesigen Dorfkater für Dorfdeppen.
Ich fürchte, das war und ist ein Fehler. Ich kenne viele Dorfkatzen und eines sind die ganz sicher nicht: deppert. Dass Brüno sie zum Beispiel glauben machen wollte, Stadtkater wie er könnten durch Wände marschieren, war so ein Fehler. Eine Samtpfote aus dem Dorf hatte kürzlich rausgefunden, dass es mit dem „Einfach-mal-so-mit-dem-Kopf-DURCH-die-Wand“ gar nicht weit her ist – Stichwort: Klappe. Jetzt, schrieb er mir kürzlich empört, kämen die ganzen Deppen aus dem Dorf, und dem Nachbardorf!, durch die Wand, sprich durch die Klappe, zu ihm nach Hause, lungerten im Vorzimmer herum, fielen über seinen Fressnapf her und hinterließen unangenehme Gerüche. Es hätten schon einige wilde Rangeleien zwischen ihm und dem von ihm als Oberdepp Titulierten stattgefunden. „Und das sind wahrlich keine Schaukämpfe, wie Du Dir vorstellen kannst!“, gab er mir in seinem Brief zu verstehen.
Letzte Woche hätte es dann auch seinen Zweibeinern gereicht und sie bauten eine hypermoderne Katzen-Kater-Klappe ein. „Die lässt nur jenen Bewohner rein, dessen Mikrochipnummer in diesem Hightech-Ding gespeichert ist.“ Weiters berichtete Brüno, er sitze jetzt völlig entspannt am Fenster und betrachte seine Kontrahenten, die nun draußen, teilweise mit Beule am Kopf, herumlungern. Und er strecke ihnen die Zunge raus.
Ich fürchte, das ist ein Fehler …
Ein herzliches Wuff,
Ihre Brilli Paralia
Cher Brüno!
„mit halbleerem Bauch tun.“
Oha, da ist aber Feuer am Dach respektive in der Klappe.
Ich bin sicher, die Dorfkatzen sind gut beim Organisieren von Essen. Vielleicht doch mit ihnen zusammenschließen?
A bientot
Brilli
Liebe Brilli,
die Sache ist noch nicht ausgestanden und nimmt zudem für mich auch noch sehr unangenehme Form an. Denn: die neue Klappe ist kleiner als die alte, und nun habe ich gestern meine Leute belauschen können, wie sie tuschelten „… darf nicht dicker werden … passt sonst nicht mehr durch … nicht mehr so viel zu essen geben …“
Also nicht nur, dass ich mich mit den Deppen draußen auseinandersetzen muss (denn Deppen sind sie zweifelsohne, du solltest sie mal kennenlernen!), nein, das muss ich demnächst auch noch mit halbleerem Bauch tun. Hilfe!
Dein Brüno