Herr Leopold bekommt gewaltigen Ärger

Tagebuchaufzeichnungen und Berichte aus Mariahilf – Teil 1

Wie alles begann.
Februar 2014: Die Bezirksvertretung Mariahilf schreibt ein Literaturstipendium aus. Das Thema lautet „Zu Fuß in Mariahilf“.
Petra Öllinger, Theophilus, der Einäugige Erwin und Frau Elsbeth sind sich einig: „Da machen wir mit!“
Gesagt, getan, geschrieben.
April 2014: Petra Öllinger reicht das Konzept mit den Abenteuern von Herrn Leopold und seinen GefährtInnen für den Wettbewerb ein.
Mai 2014: Es heißt abwarten.
Juni 2014: Die Mäusegeschichten machen das Rennen. Petra Öllinger wird 1. Bezirksschreiberin von Mariahilf.
Juli 2014 bis Jänner 2015: Das Mäuseteam rund um Petra Öllinger arbeitet an den Tagebuchaufzeichnungen und Berichten aus Mariahilf.

Ein großer Dank an dieser Stelle geht an:
Professor Doktor Mechthild Scheiblett, mit ihrer Hilfe ist es gelungen, unter anderem das Wort „Bierkäse“ aus dem Mausischen zu übersetzen.
Ruppert aus dem Emmental und Almut Almý, die keine Zeit und Mühe scheuten, um im Archiv des Radiosenders FM-AUS nach einem wichtigen Tondokument zu suchen.
Herrn Doktor van Keehs für seinen unermüdlichen Einsatz auch für Nicht-Seinesgleichen.
Brilli. Ihr sind diese Geschichten zum Andenken gewidmet.

Und jetzt geht’s los.
Ab heute, alle zwei Wochen jeweils am Dienstag, können Sie mitverfolgen, was Herr Leopold, Theophilus, der Einäugige Erwin und Frau Elsbeth in Mariahilf erleben. Petra Öllinger ist auch hin und wieder mit dabei.

Viel Vergnügen und gute Unterhaltung bei „Herr Leopold bekommt gewaltigen Ärger“.

Die Mäuse und Petra Öllinger stellen sich vor

Herr Leopold

Herr Leopold Portraet

Zweieinhalb Jahre alt, Bibliothekar im Ruhestand, bewohnt in der Fügergasse, direkt unter dem Graffito „ankerbande“, eine drei-Zimmer-Wohnung. Will er die Luft der weiten Welt schnuppern, spaziert er ums Eck in die Matrosengasse, „für einen Hauch Meeresbrise“. Bei Schönwetter verbringt er die Zeit lesend gegenüber seiner Wohnung im Malven- bzw. Käsepappelhain. Er legt großen Wert auf Etiquette und Tischmanieren, niemals würde er Essen von der Straße zu sich nehmen. Verfügt über große Kenntnisse in der Menschensprache und sammelt seltsame Wörter wie zum Beispiel Verkehrslichtsignalanlage oder Schnellzugzuschlag.

Theophilus Makadamia

Theophiuls Makadamia Portraet

Sehr wissbegieriger Mäusegymnasiast, wird von seinen Eltern in den Sommerferien zu seinem Onkel Herrn Leopold geschickt, „damit seine Schnurrbarthaare auch mal Großstadtaroma zu schnuppern bekommen“. Schlägt die Warnung seines Onkels – „Wenn der Einäugige Erwin sagt: ‚Lass dich überraschen‘, dann suche das Weite“– oft in den Wind und bringt folglich Herrn Leopolds Welt – aber auch die des Einäugigen Erwin – meist ungewollt ziemlich durcheinander. Trägt stets eine Umhängetasche aus hellbraunem Cordstoff bei sich, in der sich allerlei – nützlicher – Krimskrams befindet. Ist bezüglich Botanik ein wandelndes Bestimmungsbuch.

Einäugiger Erwin

Einaeugiger Erwin Portraet

Ist circa dreihundertfünfundsiebzig Jahre alt, zumindest entsteht dieser Eindruck, wenn man seinen Abenteuern als Schiffsrate auf der „Mausolos“ lauscht. Spricht als weitgereiste Ratte nicht nur Mausisch, sondern auch die Menschensprache. Er wird von Herrn Leopold gerne zum Entern von Büchern herangezogen. Hat sein linkes Auge bei einem Kampf gegen den Kapitän der berüchtigten „Mausolos“ verloren – behauptet Erwin. Nimmt, im Gegensatz zu Herrn Leopold, sehr gerne Essen von der Straße zu sich, auch solches, das bereits in allen Regenbogenfarben schillert. Sein ganzer Stolz ist die Kramurikiste seines Opas, in der sich unter anderem dessen handgefertigte Skizze des Höllenwaldes sowie ein Steckbrief vom Roten Wickerl befindet. Hat oft fellsträubende Ideen.

Frau Elsbeth

Frau Elsbeth Portraet

Gute Bekannte – genaugenommen mutige Freundin – von Herrn Leopold. Steht noch im Berufsleben, wo sie für interessierte Kleinnager in der Gumpendorfer Kirche Rundgänge bietet. Übrigens ein Traditionsberuf in Elsbeths Familie, bereits einer ihrer Vorfahren hatte dort der Einsegnung von Joseph Haydn beigewohnt. Entstammt dem alten Geschlecht der Mollardmühlmäuse, steht trotzdem mit allen vier Pfoten fest im Leben und scheut sich nicht davor, mitten in der Nacht eine Begräbnisstätte zu suchen oder eine Haselmaus aus einem Beichtstuhl zu retten.

Doktor van Keehs

Doktor van Keehs Portraet

Hausarzt und Freund von Herrn Leopold. Behandelt als einziger Mäusedoktor im Bezirk auch Ratten, was ihm Spott, Häme und Verachtung seiner Kollegen einbringt. Trotzdem, oder gerade deswegen, lieben ihn seine Patienten und stürmen seine Praxis in der Stumpergasse neben dem Eingang zu einer Weinstube. Böse – neidvolle? – Zungen behaupten, dass diese Adresse ganz seinen Patienten entspreche. Doktor van Keehs scheut sich nicht, im Notfall diese – also seine Patienten – auch daheim zu visitieren, wobei es ihm trotz langer Erfahrung hin und wieder die Schnurrbarthaare aufstellt, wenn er sieht, in welchen Verhältnissen manche Nager hausen müssen. Frönt in seiner kargen Freizeit Gesellschaftsspielen wie „Katz-und-Maus“ oder „Maus-ärgere-dich-nicht“.

Petra Öllinger

Petra Oellinger Portraet

Lebt, arbeitet, schreibt, liest als Psychologin und Autorin in Wien. War in allerlei Bereichen arbeitsam: als Radlbotin, Konservendosenverpackerin, Eintrittskartenabreißerin, Slidecentermanagerin, Raumpflegerin, Statistiknachhilfelehrerin, Diplomarbeitsbörsebetreuerin. Sammelt – neben tierischen Findelkindern, die ihr oft vor die Füße fallen und von ihr aufgepäppelt werden – „altmodische“ Begriffe und teilt damit Herrn Leopolds Leidenschaft. Eine besondere Vorliebe hat sie für die Wörter Elektrische, Lichtspieltheater, Trottoir, Stamperl und Kredenz. Außerdem hat sie eine Schwäche für das Semikolon und den Halbgeviertstrich.

4 Gedanken zu „Herr Leopold bekommt gewaltigen Ärger“

  1. Danke, daß Du mich darauf aufmerksam gemacht hast :)))))))

    Die Einleitung hat mir schon sehr gut gefallen. Freue mich schon auf die Fortsetzung.

    LG
    Edith

  2. Liebe Monika! Vielen herzlichen Dank für Deine Worte und den Hinweis auf Herrn Leopold und Co. in Deinem Blog.
    Liebe Grüße, Petra

  3. Ich lese ja immer wieder im Blog, diesmal bin ich von den Mäusen und Petra sehr beeindruckt. Danke für diesen gelungenen Beitrag. Weiterhin gutes Gelingen. Werde diesen Beitrag auf meinem Blog https://kunstnews.wordpress.com veröffentlichen – euer Einverständnis vorausgesetzt. Oups, hoffentlich gebt ihr dieses. LG Monika

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