Literaturquiz – Bücherverbrennung

Zwischen Jänner und Dezember dieses Jahres haben wir im Literaturquiz „80 Jahre Bücherverbrennung“ 23 literarische Rätsel mit insgesamt 25 AutorInnen veröffentlicht: Erich Kästner, Albert Drach, Veza Canetti, Mela Hartwig, Oskar Maria Graf, Erich Mühsam, Rahel Sanzara und Ernst Weiß, Else Feldmann, Anna Gmeyner, Max Herrmann-Neisse, Lili Grün, Lisa Tetzner und Kurt Kläber / Kurt Held, Martina Wied, Walter Mehring, Irmgard Keun, Alexandra Kollontai, Stefan Zweig, Alexander Moritz Frey, Maria Leitner, Upton Sinclair, Gina Kaus, Armin T. Wegner, Grete Weisskopf – Alex Wedding.

23 literarische Rätsel, die die jeweiligen AutorInnen ausführlich vorstellen und eine gute Grundlage zum Kennenlernen der Exilliteratur bilden; eine Mischung aus bekannten und in Vergessenheit geratenen SchriftstellerInnen.

Alle 23 Rätsel des Literaturquizes

Letztlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein: Alleine im Bereich der „Schönen Literatur“ standen im Mai 1933 bereits weit mehr als hundert SchriftstellerInnen auf den „Schwarzen Listen“ des Bibliothekars Wolfgang Herrmann. Diese bildeten die Grundlage für die „Säuberung“ der Volksbüchereien bzw. die Bücherverbrennung.

In den der Bücherverbrennung folgenden zwölf Jahren waren Tausende SchriftstellerInnen, JournalistInnen, WissenschafterInnen und VerlegerInnen von Verfolgung und Exil betroffen und für viele von ihnen wurden die Befürchtung René Schickeles zur traurigen Gewissheit: „Wenn es Goebbels gelingt, unsere Namen von den deutschen Tafeln zu löschen, sind wir tot. Gespenster in der Diaspora, in der wasserarmen Provinz. Schon die nächste Generation wird nichts mehr von uns wissen.“

Bis heute warten die Bücher zahlreicher AutorInnen auf ihre Wiederentdeckung. Vielleicht ist das Literaturquiz jener Tropfen, der, ehe er verdampft, Sie anregt, sich mit der Literatur, die der Nationalsozialismus aus der Welt schaffen wollte, weiter zu beschäftigen.

Informationen über mehr als 200 AutorInnen aus dem Bereich der Exilliteratur, Hinweise auf Sekundärliteratur und weiterführende Links, auch zum Thema Bücherverbrennung, finden Sie in Petra Öllingers virtueller Bibliothek.

Eine schöne Bestätigung unserer Arbeit war das bis zuletzt große Interesse am Literaturquiz. Obwohl der Dezember bekanntermaßen für viele Menschen nicht gerade zur stressarmen Zeit des Jahres gehört, haben am letzten Teil unseres Literaturquizes 114 BesucherInnen des „Duftenden Doppelpunktes“ teilgenommen.

Sehr gefreut haben uns die zahlreichen Mails, die uns im Laufe des Jahres erreichten: Neben Wertschätzung, Infos und Anregungen, die wir auf diesem Weg erhielten, ließ man uns auch immer wieder an der Freude über das Literaturquiz bzw. die gewonnene Literatur teilhaben.

Auch wäre das Literaturquiz „80 Jahre Bücherverbrennung“ ohne das Interesse und die Unterstützung von über 60 Verlagen in dieser Form nicht möglich gewesen.

Ihnen allen sagen wir herzlichen Dank!

Abschließend verlosen wir folgende zwei Buchpakete und gratulieren den GewinnerInnen.

Das erste Buchpaket

… haben wir unter den TeilnehmerInnen des Literaturquizes verlost, die bis zum 17. Dezember einen Kommentar im Blog hinterlassen haben. Es beinhaltet folgende Literatur und geht an an Brigitte T.

Buchcover Leo Perutz Der Meister des Jüngsten Tages Zsolnay Verlag Leo Perutz: Der Meister des Jüngsten Tages aus dem Zsolnay Verlag.

„Wien, vor dem Ersten Weltkrieg: Eine rätselhafte Todesserie erschüttert die Gesellschaft. War es Selbstmord? Oder Mord? Kaum beachtete Nebensächlichkeiten verdichten sich allmählich zu Indizien gegen den Ich-Erzähler des Romans, dem der Ehrenkodex seines Standes nur noch den Weg des Selbstmordes offen zu lassen scheint. „Leo Perutz ist der größte magische Realist unserer Sprache, ein Virtuose des Rätsels.“ (Daniel Kehlmann)
Ein meisterhaft konstruierter Blick in die Abgründe Wiens vor den letzten Tagen der Menschheit.“

Via Zsolnay Verlag

Buchcover Felix Hubalek Die Ausweisung aus dem Milena Verlag Felix Hubalek: Die Ausweisung aus dem Milena Verlag.

„Berlin 1933, zu Beginn der NS-Diktatur, steht ein österreichischer Journalist im Widerstreit zwischen Anpassung und Widerstand.
Der österreichische Korrespondent Wilhelm Urbanek sieht sich mit den Zeichen der „neuen Zeit“ und den braunen Machthabern konfrontiert. Die politischen Veränderungen in der deutschen Reichshauptstadt gefallen dem Journalisten ganz und gar nicht; er versteht sich als Mahner, der mit klarem Blick bereits erkennt, auf welches Unglück Deutschland zurast. In Urbaneks Umfeld scheint jedoch kaum jemand verstehen zu wollen, dass mit Hitler als Reichskanzler und den ersten Verhaftungen politischer Gegner und Juden, Deutschland innerhalb kürzester Zeit zu einem anderen Land geworden ist. Als Fluchthelfer und mutiger Gegner des nationalsozialistischen Regimes muss sich Urbanek die Frage stellen, was ein Einzelner gegen ein Terrorsystem wirklich ausrichten kann. Als seine regimefeindlichen Aktivitäten auch der Gestapo nicht verborgen bleiben, steht Urbanek vor einer lebenswichtigen Entscheidung…“

Via Milena Verlag

Buchcover DER KLEINE WEISSE MANTEL Peter Berzceller: Der kleine weiße Mantel aus dem Metroverlag.

„Peter Berczellers Liebesaffäre mit der Medizin begann im Alter von drei Jahren, als der in Wien geborene Peter Berczeller seinen Vater bei Hausbesuchen auf dem Land begleiten durfte. Der Arzt-Beruf des Vaters sollte auch seine Berufung sein. Aber nicht in seiner Heimat, sondern erzwungenermaßen in den USA … Peter Berczeller ist es gelungen, die beiden Erzählstränge – Geschichte der Emigration und Geschichte einer beruflichen Entwicklung – auf wunderbare Weise zu verflechten. Im Vordergrund steht über allem die Frage: Der Holocaust ist durch die intensive Bearbeitung des Themas für uns alle „verstehbar“ geworden – was aber ist mit den Leuten passiert, die nicht umgekommen sind? Peter Berczeller rettete und rettet Leben und schrieb darüber dieses Buch.“

Via Metroverlag

Buchcover Ich geb Dir einen Mantel. Widerstand im KZ. Öserreichische Frauen erzählen. Berger, Karin u.a.: Ich geb dir einen Mantel, daß Du ihn noch in Freiheit tragen kannst. Widerstehen im KZ. Österreichische Frauen erzählen aus dem Promedia Verlag.

„Nach zwei Tagen sind wir in Auschwitz angekommen. Das Bild krieg ich nie wieder weg. Ich seh es wie in Zeitlupe: Meine Mutter hat sich nicht umgedreht. Sie ist langsam und leise weggegangen. Durch das große Eisentor ist sie hinein. Sie hat sich nicht umgedreht nach mir. Wie ich jetzt in ‚Shoa‘ das große Tor von Birkenau gesehen ha, ist alles wieder aufgewacht.“ 51 Frauen erzählen von ihrem Leben im KZ, ihrem Widerstand, ihrer Solidarität.

Via Promedia Verlag

Das zweite Buchpaket

… wurde unter den TeilnehmerInnen des Literaturquizes verlost, die (fast) immer, jedenfalls an zwanzig oder mehr Quizrunden teilgenommen haben. Es beinhaltet folgende Bücher und geht an Ralf Sch. aus Zittau.

Alfred Polgar Handbuch des Kritikers Alfred Polgar: Handbuch des Kritikers aus dem Zsolnay Verlag.

„Die von Alfred Polgar 1937 zusammengestellte Sammlung enthält Stellungnahmen zu Theater, Film und Literatur, Miniaturen allesamt von jener erstaunlichen Dichte, wie sie diesem „Virtuosen des diskreten und unauffälligen Stils“ eigen war.“

„Wie alle guten Kritiker schrieb er stets für seine Zeitgenossen und machte sich keine Gedanken, ob die Nachgeborenen seine Arbeiten lesen und was sie von ihm denken werden. Gerade deswegen sind seine Texte auch nach 60 Jahren nicht verblasst.“ Marcel Reich-Ranicki

Urs Widmer Der Geliebte der Mutter Urs Widmer: Der Geliebte der Mutter aus dem Diogenes Verlag.

„‚Der Geliebte der Mutter‘ handelt von der unerwiderten lebenslangen Liebe Claras zu dem berühmten Dirigenten Edwin, aufgezeichnet von ihrem Sohn. Es ist zugleich ein Roman über das Geld und die Macht, über die Umkehr der Verhältnisse und über das 20. Jahrhundert. Diogenes Verlag

„Ich habe sehr viel Sympathie für dieses Buch. Eine hochaufregende Geschichte, so ruhig, so leise, mit so viel Ironie und leisem Humor erzählt. Ein toller Kontrast zwischen Ton und Inhalt, und dieser Kontrast ist ein Kunstmittel von hoher Qualität.“ Das literarische Quartett

Der Himmel ist blau. Kann sein aus dem Promedia Verlag Der Himmel ist blau. Kann sein. Frauen im Widerstand. Österreich 1938 – 1945 aus dem Promedia Verlag.

„Oft dokumentiert, in Zeitschriftenserien gefeiert wird der Widerstand der großbürgerlichen und adeligen Generäle gegen das Nazi – Regime. Doch in diesem menschen- wie frauenverachtenden System , das die Frauen auf das Gebären von Kanonenfutter und liebevolle Krankenschwesterndienste an den im Feld stehenden Männern, später auch auf die Produktion von Kriegsmaterial, festgelegt hat, entstand ein machtvolles Potential von Freiheitskämpferinnen, im Dienste nicht nur der Zerschlagung des Naziterrors, sondern auch ihrer eigenen politischen wie menschlichen Emanzipation.
Ein ungemein wichtiges, längst schon überfälliges Buch über weibliche Menschen, die unseren ganzen nationalen und patriotischen Stolz ausmachen müssen.“ Elfriede Jelinek

Erich Kaestner Gedichte Reclam  Verlag Erich Kästner: Gedichte aus dem Reclam Verlag.

„Die hier versammelte Auswahl von über 100 Gedichten präsentiert Erich Kästner (1899-1974) als witzig-bissigen und melancholischen Lyriker, der mit scharfem Blick und spitzer Feder Menschlich-Allzumenschliches und politisch Bedenkliches porträtiert.

‚Und immer wieder schickt ihr mir Briefe,/in denen ihr, dick unterstrichen, schreibt:/’Herr Kästner, wo bleibt der Positive?’/ Ja, weiß der Teufel, wo das bleibt.'“

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