Die Vorboten der Bücherverbrennung

Noch bevor die Scheiterhaufen lodern und die massenhafte Verfolgung der AutorInnen beginnt, tritt Heinrich Mann (1871 – 1950), der Autor des Romans „Professor Unrat“, nach Drohungen des NS-Kultusministers Bernhard Rust (1883 – 1945), Mitte Februar 1933 als Präsident der Sektion Dichtung innerhalb der Preußischen Akademie der Künste zurück.

Loyalitätsbekundung für Adolf Hitler

Bereits ein Monat später veröffentlicht Gottfried Benn (1886 – 1956) als kommissarischer Vorsitzender der Sektion und Nachfolger Manns gemeinsam mit Max von Schilling (1868 – 1933) eine Loyalitätsbekundung für Adolf Hitler (1889 – 1945):

„Sind Sie bereit unter Anerkennung der veränderten geschichtlichen Lage weiter Ihre Person der Preußischen Akademie der Künste zur Verfügung zu stellen? Eine Bejahung dieser Frage schließt die öffentliche politische Betätigung gegen die Reichsregierung aus und verpflichtet Sie zu einer loyalen Mitarbeit an den satzungsgemäß der Akademie zufallenden nationalen kulturellen Aufgaben im Sinne der veränderten geschichtlichen Lage.“

Wer nicht unterschreibt, dem droht der Ausschluss. Thomas Mann (1875 – 1955), Ricarda Huch (1864 – 1947), Jakob Wassermann (1873 – 1934) und andere ziehen es vor auszutreten. Franz Werfel (1890 – 1945) und Leonhard Frank (1882 – 1961) gehören zu den Ausgeschlossenen. Zahlreiche AutorInnen, unter ihnen Gerhard Hauptmann (1862 – 1946), unterzeichnen.

Die „Gleichschaltung“ des Literaturbetriebes

Jetzt geht es Schlag auf Schlag: Der „Bund Proletarisch-Revolutionärer Schriftsteller“, er steht der KPD nahe, wird verboten. Die Mitglieder der Gruppe sind massiver Verfolgung ausgesetzt. Zu seinen bekanntesten Mitgliedern gehört zum Beispiel die Kleist-Preisträgerin des Jahres 1925, Anna Seghers (1900 – 1983). Sie wird mit dem Roman „Das siebte Kreuz“ im mexikanischen Exil eine literarische Flamme der Hoffnung entzünden. In dem Buch schildert sie die Flucht von sieben Häftlingen aus dem Konzentrationslager. Sechs von ihnen überleben nicht. Dem siebten gelingt, vor allem durch die Solidarität anderer Menschen die Flucht. Auch Kurt Kläber (1897 – 1959), er schreibt im Exil den Jugendroman „Die rote Zora und ihre Bande“, zählt zur Gruppe der verfolgten SchrifstellerInnen. Da er in der Schweiz keine Arbeitserlaubnis bekommt, veröffentlicht er das Buch 1941 unter dem Pseudonym Kurt Held. Oder Bruno Apitz (1900 – 1979); sein Weg führt ihn ins Zuchthaus und durch mehrere Konzentrationslager. In den 50er Jahren schreibt er das Buch „Nackt unter Wölfen“ – es ist die Geschichte eines dreijährigen Jungen, der durch die Solidarität der Häftlinge das KZ Buchenwald überlebt.

Auch der Deutsche PEN-Club bleibt nicht verschont. Sein Präsident Alfred Kerr (1867 – 1948) wird am 15. Februar gewarnt, die Einziehung seines Passes stehe unmittelbar bevor. Bereits am nächsten Tag flieht er mit seiner Familie über die Tschechoslowakei, die Schweiz und Frankreich nach London. Am 10. Mai 1933 werden seine Bücher auf dem Berliner Opernplatz, dem heutigen Bebelplatz, verbrannt.

Der Pen-Club wird im Laufe des Aprils von Mitgliedern des „Nationalsozialistischen Kampfbundes für deutsche Kultur“ übernommen. Fortan arbeitet man „im Gleichklang mit der nationalen Erhebung“.

Was nicht verboten ist, wird in der am 1. November 1933 von Joseph Goebbels gegründeten Reichsschrifttumskammer zusammengefasst. Diese wird von der nationalsozialistischen Kulturpolitik als Instrument zur Führung und Überwachung von AutorInnen, von Verlagen und des Buchhandels genutzt. Um Mitglied zu werden, muss ein sogenannter Ariernachweis vorgelegt werden. Die Nichtaufnahme bzw. ein Ausschluss bedeutet Berufsverbot.

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