80 Jahre Bücherverbrennung

Am 10 Mai 1933 lodern im „Deutschen Reich“ die Scheiterhaufen und verschlingen die Werke von Heinrich Heine, Sigmund Freud, Stefan Zweig, Karl Marx, Klaus und Heinrich Mann, Nelly Sachs, Alfred Döblin und mehr als hundert weiteren AutorInnen.

„Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.” Aus der Tragödie „Almansor“ von Heinrich Heine.

Gespenster aus der Diaspora?

Für zahlreiche, vor allem linke und jüdische SchriftstellerInnen sind die Folgen der Machtübertragung auf die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) von 1933 ausgesprochen bedrohlich. Neben der Vernichtung ihrer ökonomischen Existenz sind sie der Gefahr ausgesetzt, in „Schutzhaft“ genommen, erschlagen, vergast, in den Selbstmord getrieben zu werden.

„Wer läutet draußen an der Tür?
Die Fuchsien blühn so nah.
Pack, Liebste, mir mein Waschzeug ein
Und wein nicht: sie sind da.“

Aus: „Wer läutet draußen an der Tür“ von Theodor Kramer (1897 – 1958).

Die „Glücklicheren“ können durch Flucht ihr „nacktes“ Leben retten, und einige wenige bleiben und verstummen. Über sie schreibt Erich Kästner: „Man ist ein lebender Leichnam.“

Am 11. Dezember 1933 hält René Schickele (1883 – 1940) in seinem Tagebuch Folgendes fest: „Wenn es Goebbels gelingt, unsere Namen von den deutschen Tafeln zu löschen, sind wir tot. Gespenster in der Diaspora, in der wasserarmen Provinz. Schon die nächste Generation wird nichts mehr von uns wissen.“

Warum gedenken?

Zahlreiche AutorInnen haben Exil und Verfolgung nicht überlebt. Nur verhältnismäßig wenigen gelingt es nach dem Ende des 2. Weltkrieges, erfolgreich an ihre Arbeit vor 1933 anzuknüpfen.

René Schickeles Befürchtungen werden für viele LiteratInnen und Intellektuelle, deren Bücher auf den Scheiterhaufen der NationalsozialistInnen zu Asche zerstoben, zur Realität. Sie fallen der Vergessenheit anheim.

Erich Kästner (1879 – 1974) brachte die Bedeutung der Bücherverbrennung 1933 für die Gegenwart in einer Rede zum 25. Jahrestag dieses Ereignisses auf den Punkt.

„Das blutige Rot der Scheiterhaufen ist immergrün. Einen dieser Scheiterhaufen haben wir, mit bloßem Auge, brennen sehen. Ich hatte angesichts des Scheiterhaufens nicht aufgeschrien. Ich hatte nicht mit der Faust gedroht. Ich hatte sie nur in der Tasche geballt. Warum erzähle ich das? […] Weil, immer wenn von der Vergangenheit gesprochen wird, auch von der Zukunft die Rede ist.“

Aus: Erich Kästner „Über das Verbrennen von Büchern“, Ansprache auf der Hamburger PEN-Tagung am 10. Mai 1958.

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